Folia Theologica 16. (2005)
Imre Koncsik: Künstliche Intelligenz - was kann die Dogmatik zur Diskussion beitragen?
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 81 kann bereits dogmatisch die Möglichkeit einer Kl positiv entschieden werden im Sinn der Freiheit der göttlich-schöpferischen Kreativität, insofern der Schöpfer jede Möglichkeit zur Aktualisierung eines Geistes nutzen kann. 2) Der Mensch ist eingebunden in den Fall der Schöpfung: ein unangenehmes, jedoch realitätskonformes Dogma10 akzentuiert die sog. „Gefallenheit" der Schöpfung und des Menschen in ihr. Demnach ist alles geschaffene Sein „todgeweiht", wobei eine Differenzierung angebracht ist: der Leib stirbt durch Rücktransformation und Strukturverlust, indem das informierende Strukturprinzip „Seele" nicht mehr ihre primordiale Wirkung entfaltet; der Geist stirbt in einem analogen Sinn durch Rücktransformation und nicht durch Zerfall, indem eine geistig maximale Annihilation stattfindet und der Geist in einen Zustand der Indifferenz, Verhältnislosigkeit, Inde- pendenz und Isolierung verfällt - daher die treffende antike Metapher vom blutleeren Schattenreich. Der Tod besagt zuvorderst Vernichtung und Zerstörung von Einheit, womit sich die „Todgeweihtheit" in der Destruktion der analogen Einheit von Leib und Geist zeigt. Eine vollkommene Einheit und Analogie zwischen Gehirn und Geist ist demnach nicht möglich, iirsofern der „Riss" in der Schöpfung das ganze Menschsein durchzieht11. Hinzutritt als direkte Konsequenz der mimimierten Interaktion von Geist und Gehirn eine Schwächung des Geistes in seinem Erkennen und Wollen12. In der Diskussion um die Kl sollten daher die Eigenschaften des Geistes, nach welchem letztlich gesucht wird und welcher der eigentliche thematische Reflexionsgrund ist, entsprechend bestimmt werden - unter Wahrung der Differenz zwischen einer einfachen Begrenztheit des Geistes, das sich V. a. in seiner Idealität zeigt, und seiner faktischen Gefallenheit und Negativität. 10 Siehe das bekannte „Ursündendekret" der 5. Sitzung des Tridentinums (17.06.1546) (DH 1511-1521) I I Dargestellt bei EiCHINGER W., Erbsündentheologie - Rekonstruktionen neuerer Modelle und eine politisch orientierte Skizze: Frankfurt a. M. u. a., 1980 12 So das Konzil von Trient (DH 1511) und das Vatikanum 1. (DH 3004; 3026)