Folia Theologica 16. (2005)

Bronisław Wenanty Zubert: Die Bedeutung der Klausel "Si puella apparet cognita" in der Kanonistik des ausgehenden Mittelalters

DIE BEDEUTUNG DER KLAUSEL 241 auch in logischer Hinsicht stimmig, wurde von anderen Autoren nicht übernommen, und weitaus verbreiteter blieb die erstere. Analog wurde auch die tcntntio scu nisus copulae bewertet. Die hier erwähnten Dekretalisten waren der Meinung, dass die Versu­che allein, den Beischlaf auszuführen, nur dann als Grund für die Annahme der Ehegültigkeit anzusehen wären, wenn die sie unter­nehmenden Personen nah an der vom Gesetz festgelegten Alters­grenze seien und die Verlobung per vcrba de praesenti geschlossen haben. Sonst wurde diesen Versuchen keinerlei juristische Bedeu­tung beigemessen31. 3. Auf den ersten Blick mag es den Anschein erwecken, dass die Frage der Transformation der Verlobung in die Ehe von den Kano- nisten deutlich und ausführlich genug behandelt wurde und dass sie keine weiteren Zweifel aufkommen lassen sollte. In praxi haben allerdings dubia aufkommen müssen, wenn die dieses Problem auf­greifenden Dekretalisten detaillierte Vorschriften geben, die befolgt werden mussten und wenn Kirchengerichte solche Fragen zu ent­scheiden hatten. Es sind im Prinzip Vorschriften des Eheprozess­rechts und es wäre ein schwieriges Unterfangen, sie in unserem Kontext ausführlich darzulegen32. fuit a principio matrimonium, per carnalem copulam subsecutam. Item per co- habitationein seu alias verbo vel facto ipsorum [...] appareat de perseverantia voluntatis [...] dum ergo apparet de novo consensus perseverativo utriusque [...] et non ex levibus presumptionibus" (f. 41 v). DERS.. In secundum Dec- tretalium librum commentaria. Venetiis 1571. tit. XXVII. c. 10 (f. 415 v). 3 I Antonius de Butrio, Lectura supra quartum librum Decretalium (s. Anm. 28). tit. II. c. 10: „Nota primo quod nisus copulae cum contractu matrimonii inter illegitimos etate non perficit matrimonium, nisi duo concurrant quod nisus in­tercedat et quod sint pubertati proximi, vel saltem post nisum copulae consen­serint matrimonialiter prope Unem pubertatis“: ebd., c. II: „[...] temptatus cum proxima etate bene inducit matrimonium praesumptum, nisi ipsa iuraret quod in eum non consensit [...]. Secus si esset sponsa de futuro, quia tunc co­natus sine effectu non induceret sponsalia de praesenti [...]“. Vgl. auch: Ni­colaus de Tudeschis, Commentaria in quartum Decretalium librum (s. Anm. 27), tit. II, c. 10: Johannes Calderinus, Consilia (s. Anm. 29), cons. 2 (f. 85 v); ZUBERT, Malzertska przeszkoda wieku w prawodawsrwie Kosciola Za- chodniego (s. Anm. 23), S. 406-407. 32 Ich denke, dass sie Objekt einer anderen Studie und zugleich ein interessanter Beitrag zu Forschungen zur Geschichte des Eheprozessrechts in der lateini­schen Kirche sein könnten.

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