Folia Theologica 16. (2005)

Bronisław Wenanty Zubert: Die Bedeutung der Klausel "Si puella apparet cognita" in der Kanonistik des ausgehenden Mittelalters

236 B. W. ZUBERT ganz wesentlicher Faktor, und ohne Konsens kann eine Ehe nicht geschlossen werden14. Der Ehekonsens könne auf zweierlei Wegen erfolgen: entweder faktisch oder verbal. Und gerade der Vollzug des Beischlafs nach dem erfolgten Verlobungsakt wurde als fakti­sche Äußerung der Zustimmung angesehen und als tacitus consen­sus15 bezeichnet. Eine ähnliche Rolle wurde dem nach der Verlo­bung vollzogenen Beischlaf bei der bedingten Eheschließung zuge­sprochen - denn er ließ den bedingten Konsens sich in einen unbe­dingten verwandeln16, ln der Dekretale Tuae nobis cxibitac, die ein Antwortschreiben auf die Frage des Bischofs von Fialberstadt, Kon­rad von Krosik17 18 darstellt, fügt Innozenz 111. dem Prinzip nisi malitia suppleat aetatem zwar den Terminus vel prudentia18 hinzu und akzen­tuiert dadurch die Bedingung entsprechender psychischer Reife, was sich aber auf die Gültigkeit der Klausel jedoch kaum auswirkte. Die Dekretalen der Nachfolger von Innozenz 111. trugen zu der hier interessierenden Frage keine weiteren wesentlichen Differen­zierungen mehr bei. Die Entscheidungen der Päpste Honorius 111. (1216-1227)19 und Gregor IX. (1227-1241)20 haben nur einen vervoll­ständigenden und die Aussagen ihrer Vorläufer bestätigenden Cha­rakter. Den Abschluss der normgebenden Äußerungen zu der im 14 Vgl. die Dekretale Tua nos eluxit vom 13. Februar 1212. dessen Adressat Bernhard III. Chabert, Bischof von Genf war (Po., 4377) -X 4. I. 26. Im Cor­pus Iuris Canonici, hrsg. v. H. Friedberg, findet sieh eine interessante Inskrip­tion zu diesem Kapitel: „Si alter contrahentium utitur verbis dubiis, animo de­cipiendi mulierem, et eam postmodum cognoscit carnaliter. iudicatur pro ma­trimonio in foro judicial i: secus in poenitentiali. II. d. Secundum verum et communem intellectum". Vgl. auch B. W. ZUBERT, Przeszkoda wieku do malzenstwa w dekretalach papieskich i literaturze kanonistyeznej XIII wieku. in: Prawo Kanoniczne 14 (1971), Nr. 1-2, S. 126. 15 Vgl. X 4. 9. 4; vgl. darüber hinaus ZUBERT, Przeszkoda wieku (s. Anm. 14), S. 126-127; E. SEHLING, Die Unterscheidung der Verlöbnisse itn canoni- schen Recht, Leipzig 1887. S. 133-134. 16 X 4. 5. 6; vgl. WEIGAND. Die bedingte Eheschließung (s. Anm. 10). S. 286-290; ZUBERT, Przeszkoda wieku (s. Anm. 14). S. 127. 17 Po. (2775). 18 X 4. 2. 14: vgl. ZUBERT. Przeszkoda wieku (s. Anm. 14). S. 128. 19 Etwa die Dekretale Tu is nobis litteris (Comp. V 4. I. 3) an den Bischof von Ascoli in Italien (Po., /7831/). 20 Zu nennen ist hier das Dekretale lordanae mulieris (X 4. 13. II), gerichtet an Philipp de Balleis. Bischof von Poitiers (Po. /9667/): vgl. ZUBERT. Przeszkoda wieku (s. Anm. 14), S. 134.

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