Folia Theologica 16. (2005)
Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament
170 O. SCHWANK!. Die „Wesens-, Offenbarungs- und Wirkeinheit von Vater und Sohn", die Udo Schnelle als „Basis" und „Mitte des joh. Denkens" ausmacht50, kommt im ganzen Evangelium auf vielerlei Weise zur Sprache. Sie erfaßt zum Beispiel auch den religiösen Grundakt des Glaubens. Erscheint Jesus, wie wir sahen, in Mk 9,23 („Alles kann, wer glaubt") selber noch als mustergültig Glaubender, so wird er bei Johannes mit der christologischen Selbstverkündigung auch zum „Gegenstand" des Glaubens. Mehrere Wundergeschichten laufen zu auf ein regelrechtes Glaubensbekenntnis, das sich auf und an Jesus richtet (vgl. 2,11; 6,69; 9,38; 11,27) und das der geheilte Blinde mit einer „Adoratio" verbindet (9,38 Vg: „Credo, Domine. Et ... adoravit eum"). Und die Aufforderung in Mk 11,22 „Habt Glauben an Gott" ist in Joh 14,1 binitarisch geformt: „Glaubt an Gott, und glaubt an mich!" (Die Vulgata verteilt das zweimalige 7iigt£?£T£ übrigens auf Indikativ und Imperativ: „Creditis in Deum et in me credite"; „Ihr glaubt an Gott; glaubt auch an mich"). d) „Ich bin ..." Dem „christologischen Bekenntnisglauben"51 entsprechen die Sendungschristologie, die Ich-bin-Worte und die johanneische Gestaltung der Hoheitstitel. Als Gesandter vertritt Jesus in der Welt die Stelle Gottes, (vgl. 3,16f)52. ln den „lch-bin"-Worten klingt die Selbstoffenbarung Gottes im Alten Testament auf, und damit ein göttlicher Anspruch, der aber ebenso Zuspruch ist53. Was der Mensch ersehnt, wird ihm durch Jesus zugesprochen und zuteil, wenn er den damit verbundenen Entscheidungsruf hört und sich und Gemeinde. Christsein in der Tradition des Paulus und Johannes (FS J. Mainz), Düsseldorf 2001, 255-294, 267-269. 50 U. SCHNELLE, Joh (s. Anm. 39) 182: vgl. auch ebd. 22. 51 Vgl. R. SCHNACKENBURG, Person (s. Anm. 40) 270. 52 Vgl. dazu J.-A. BÜHNER. Der Gesandte und sein Weg im 4. Evangelium. Die kultur- und religionsgeschichtlichen Grundlagen der johanneischen Sendungschristologie sowie ihre traditionsgeschichtliche Entwicklung (WUNT 11/2). Tübingen 1977; R. SCHNACKENBURG, „Der Vater, der mich gesandt hat". Zur johanneischen Christologie, in: Anfänge der Christologie (FS F. Hahn), Göttingen 1991, 275-291. 53 Vgl. dazu O. SCHWANKL, Licht und Finsternis. Ein metaphorisches Paradigma in den johanneischen Schrijten (Herders Bibi. Studien 5), Freiburg i. Br. 1995, 186-222.