Folia Theologica 16. (2005)

Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament

166 O. SCHWANKT. Abschließend sei noch auf den Anlaß und Zweck dieser Homolo­gie verwiesen. Die christologische Ergänzung des monotheistischen Bekenntnisses ist nicht „dogmatisch", sondern „pragmatisch" moti­viert: durch ein ekklesiales und soziales Problem, das Paulus theo­logisch und christologisch angeht. Im Kontext von 1 Kor 8 kommt es dabei vorrangig auf den Tod Jesu an. Der eine Herr an der Seite Gottes, des Vaters, ist Jesus Christus gerade als der, der in Leben und Sterben mit uns solidarisch geworden, präziser: der um des Bruders willen gestorben ist (V.ll). Das binitarisch bestimmte Be­kenntnis nimmt die Christen in Pflicht. Die Christologie hat ethi­sche Konsequenzen; sie wehrt einer theologischen „Erkenntnis" ohne Liebe (vgl. 8,1) und verpflichtet die „Starken" oder „Libera­len" in der korinthischen Gemeinde, auf die „Schwachen" Rück­sicht zu nehmen. 4. „Ich und der Vater sind eins" (Johannes) ln der johanneischen Theologie tritt die Verbindung von Mono­theismus und Christologie in ein neues Stadium. Zwar verarbeitet auch Johannes, wie die Synoptiker und Paulus, ältere urchristliche Traditionen, ist also mit seiner Gottes- und Christusverkündigung in die frühchristliche Theologiegeschichte eingebunden und nicht da­von zu isolieren37. Insbesondere bleibt Johannes mit seinem Evange­lium grundsätzlich auf dem Weg, den die Synoptiker eingeschlagen haben, schreitet auf ihm allerdings mit beherzten Schritten voran. a) Konzentration auf die Christologie In Ansätzen ist die oft so genannte „hohe Christologie" des Jo­hannes38 weitgehend bei den Synoptikern vorgegeben. Freilich übernimmt er die Vorgaben nicht unbesehen in sein Werk, sondern hat sie „völlig neu durchreflektiert und umgearbeitet"39. Die johan­37 Das betont mit Recht auch M. THEOBALD, Gott, Logos und Pneuma. „ Tri- nitarische" Rede von Gott im .Johannesevangelium, in: H.-J. KLAUCK (Hrsg.), Monotheismus (s. Anm. 14) 41-87, 49. 38 Vgl. z.B. ebd. 47; L. SCHENKE, Christologie als Theologie. Versuch über das Johannesevangelium, in: Von Jesus zum Christus. Christologische Stu­dien (FS P. Hoffmann) (BZNW 93), Berlin 1998, 445-465, 445 u.ö. 39 J. GNILKA, Theologie des Neuen Testaments (HThK.S V), Freiburg i. Br. 1994. 228. Vgl. U. SCHNELLE, Das Evangelium nach Johannes (ThHK 4), Leipzig 22000, 20f.

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