Folia Theologica 16. (2005)
Otto Schwankl: Monotheismus im Neuen Testament
164 O. SCHWANK!, Hs geht dort um das Problem „Götzenopferfleisch", also um die Frage, ob man als Christ Fleisch essen darf, das bei einer kultischen Opferhandlung irgendeinem Gott geweiht und dann verkauft oder bei einem Kultmahl verzehrt wird, ln der Gemeinde gibt es „Starke", das heißt liberal Eingestellte, die da keine Bedenken, und „Schwache", die erhebliche Skrupel haben. Die „Starken" berufen sich auf den Monotheismus und sagen: Wenn es nur einen Gott und keine anderen gibt, kann das Fleisch bei heidnischen Opferkultfeiern auch nicht kontaminiert, kann daher fraglos gegessen werden. Daß Paulus in 8,4-6 dem zustimmt und gleichzeitig widerspricht, wirkt etwas irritierend: V.4a Was aber das Essen von Götzenopferfleisch angeht, b so wissen wir: Es gibt keinen Götzen in der Welt, c und: Es gibt keinen Gott außer einem. 5a Denn wenn es auch sogenannte Götter gibt, b sei es im Himmel, sei es auf Erden, c wie es (tatsächlich) viele Götter und viele Herren gibt, 6 so (gilt) jedoch für uns: a Ein Gott: der Vater, b aus dem alles (ist) und wir auf ihn hin, b und ein Herr: Jesus Christus, durch den alles (ist) und wir durch ihn. Im Vers 4 bringt Paulus eine monotheistische Grundfeststellung in positiver und negativer Version, wie sie die Starken in Korinth als Argument gebrauchen. Sie entspricht dem jüdischen Glaubensbekenntnis (Dtn 6,4), und Paulus kann dieses „Wissen" nur bestätigen. Aber er läßt es nicht unkommentiert stehen, sondern sieht sich veranlaßt, einzuschränken und zu präzisieren. Es fällt auf, daß er in Vers 5 mit der Leugnung von Göttern (Plural) vorsichtiger ist als die „Starken", die bezüglich Opferfleisch die liberale Praxis vertreten. Ihnen gegenüber bringt er einen notwendigen „Realismus" ins Spiel, der ihnen zu fehlen scheint: daß nämlich die „genannten" Götter, indem sie Namen, Mythen und Kulte haben, „zumindest eine im Alltag erfahrene Realität" und ein „feste(r) Bestandteil der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit"33 sind. Wenn ein 33 H.-J. KLAUCK, „Pantheisten" (s. Anni. 5) 44 (mit Verweis auf den „Klassiker von P.L. BERGER U. TH. LUCKMANN, Die gesellschaftliche Kon-