Folia Theologica 14. (2003)

Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen

76 M. KRANITZ heißen Verlangen aller Menschen zeugen: dieses Verlangen will Gott besitzen und möchte gerade durch das Streben nach Gott den vollen Sinn des Lebens vom einzelnen Menschen und vom Men­schengeschlecht begreifen" (RH 11).30 Der eindrucksvollste Text ist die Enzyklika Dominum et vivifican­tem (1986), die die universale Tätigkeit des Geistes zugleich auf die Zeiten vor der christlichen Heilsordnung und auch auf den Bereich außerhalb der Kirche erweitert.31 Der Papst erklärt weiterhin die christologischen und pneumatologischen Dimensionen der heilig­machenden Gnade folgenderweise: „Wir können uns nicht nur auf die 2000 Jahre beschränken, die seit Christi Geburt abgelaufen sind. Wir müssen zurückgreifen, und alle Tätigkeiten des Heiligen Geistes ermessen, auch die vor der Geburt Christi, von dem Anfang an, die ganze Welt umfassend, hauptsächlich aber in der Heilsgeschichte des Alten Testaments. Diese Tätigkeit verwirklichte sich in jeder Zeit, an allen Orten und in allen Menschen im Rahmen des ewigen Heilsplanes, der in engem Zusammenhang mit dem Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung steht, und dessen Auswirkung sich auf diejenigen erweiterte, die an den kommenden Christus glaubten... Aber wir müssen noch weiter blicken, weil wir wissen, dass 'der Wind weht, wo er will', wie es Christus so anschaulich Ni­kodemus sagte. Das II. Vatikanische Konzil, das seine Aufmerksam­keit hauptsächlich der Kirche widmete, erinnert auch an die über den sichtbaren Leib der Kirche herauswachsende Tätigkeit des Heiligen Geistes. Dem Konzil gemäß gilt das nicht nur für die, die an Chri­stus glauben, sondern für alle Menschen guten Willens, in deren Herzen die Gnade unsichtbar wirkt. Da nämlich Christus für alle gestorben ist und die endgültige Berufung jedes Menschen iden­tisch ist, nämlich die Berufung durch Gott, müssen wir bekennen, dass der Heilige Geist jedem die Möglichkeit anbietet, dass er sich auf eine nur für Gott bekannte Weise dem österlichen Mysterium anschließt (DeV 53)."32 30 Redemptor hominis, II, SZIT, Budapest 1980, 33. 31 Das II.Vatikanische Konzil hatte den Geist, der in der Welt schon vor Chri­stus tätig war, erwähnt: „Der Heilige Geist wirkte zweifellos schon vor der Verherrlichung Christi in der Welt“ (AG 4). 32 Vgl. Dominum et vivificantem, 53, SZIT, Budapest 1987, 72-74. Siehe noch: GS 22.

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