Folia Theologica 14. (2003)

Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen

DIE ANNÄHERUNG DER RELIGIONEN 77 Der Gedanke von der Anwesenheit und der universalen Tätig­keit des Geistes erscheint wieder in der Enzyklika Redemptoris mis­sio (1990), die mit außerordentlicher Klarheit über die Arbeit des Heiligen Geistes nicht nur in den einzelnen Personen, sondern auch in den religiösen Traditionen spricht: „Der Geist zeigt sich auf besondere Weise in der Kirche und in deren Mitgliedern, seine Ge­genwart und seine Tätigkeit ist trotzdem universal, weder vom Raum noch von der Zeit beschränkt...Der Geist ist der Urheber des menschlichen Suchens auf religiösem und existentiellem Gebiet; das aber nicht zufällig ist, sondern der Struktur des Menschen ent­springt, seinem Selbst. Die Gegenwart und das Wirken des Geistes bezieht sich nicht nur auf den Einzelmenschen, sondern auch auf die Gesellschaft und auf die Geschichte, auf die Völker, auf die Kul­turen, auf die Religionen" (RM 28).33 Aber trotz der Tatsache, dass Papst Johannes Paul II. die Anwe­senheit des Heiligen Geistes von Gott in den religösen Traditionen mehrfach wiederholt, kehrt er in einigen von seinen ußerungen zur „Theorie der Erfüllung" zurück, wie dies auch bei Paul VI. auch vorgekommen ist.34 In dem Rundschreiben Tertio millennio advenien­te (1994) schreibt der Papst: Christus spricht nämlich nicht nur „im Namen Gottes" wie die Propheten, sondern Gott selbst spricht in seinem menschgewordenen ewigen Wort. Hier berühren wir einen solchen wesentlichen Punkt, der das Christentum von allen anderen Reli­gionen unterscheidet, die von Anfang das Suchen des Menschen nach Gott ausdrücken. In der christlichen Religion liegt die Initiative in der Menschwerdung des Wortes. Hier sucht nicht nur der Mensch allein Gott, sondern Gott kommt persönlich, um dem Menschen über sich selbst zu sprechen und den Weg zu ihm zu zeigen. Das menschgewordene Wort ist also die Erfüllung des Verlangens, das in jeder Religion der Menschheit gegenwärtig ist: diese Erfüllung ist das Werk Gottes und sie übertrifft alle menschlichen Vorstellun­gen. Sie ist das Mysterium der Gnade. Die Religion ist in Christus nicht mehr tastende Suche nach Gott, sondern gläubige Antwort auf die göttliche Offenbarung. Auf diese Weise ist Christus die Erfüllung des Verlangens sämtlicher Religionen und zur gleichen Zeit ihr einziges und endgültiges ZielA5 33 Vgl. Redemptoris missio, 28, Budapest 1991, 37-38. 34 Vgl. EN 53 in A II. Vatikáni Zsinat tanítása, SZÍT, Budapest 1986, 528-529.

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