Folia Theologica 14. (2003)

Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen

DIE ANNAHERUNG DER RELIGIONEN 75 ehrung und Hochschätzung den heidnischen Religionen gegen­über und die aufkommenden Probleme liefern auf keinen Fall Grund dafür, dass wir Christus an die Nichtchristen nicht verkün­den! Auch im Bereich der natürlichen ußerungen des religiösen Le­bens müssen wir sagen: all dies ist verehrungwürdig, aber die Kir­che verkündet die Religion von Christus, der den Menschen in tat­sächliche Beziehung zu Gott, zu seiner Gegenwart, zu seiner Tätig­keit bringt. Er macht den Menschen zum Kind des himmlischen Va­ters, der den Menschen liebt. Unsere Religion erschafft tatsächlich die wahre, lebensvolle Verbindung mit Gott, zu der andere Religio­nen nicht fähig sind, auch dann nicht, wenn sie - wie man sagen könnte - ihre Arme gegen den Himmel strecken."28 Papst Johannes Paul II. (1978-) hat der Theologie der Religionen mit seiner Enzyklika Redemptor hominis (1979) einen bedeutenden Aufschwung gegeben, denn er vertrat mit der nötigen Entschieden­heit die tätige Gegenwart vom Geist Gottes im religiösen Leben der Nichtchristen und in den religiösen Traditionen, zu denen sie gehö­ren. Der Papst sieht in der „Kraft des Glaubens" bei den Nichtchri­sten die Wirkung des Geistes der Wahrheit und stellt fest: „Zuwei­len erniedrigt die feste Überzeugung der Mitglieder der nichtchrist­lichen Religionen - die auch von dem Geist der Wahrheit herrührt, der in diesem Falle außerhalb der sichtbaren Grenzen des geheim­nisvollen Leibes Christi wirkt - diejenigen Christen, nicht wahr, die so sehr bereit sind zum Zweifeln an den von Gott offenbarten und in der Kirche verkündeten Wahrheiten" (RH 6).29 Die Tätigkeit des Geistes innerhalb und außerhalb der Kirche be­achtend, zeigt der Papst, was die Religionen vereinigt: diese sind „die Widerspiegelungen der einzigen Wahrheit", die zum einzigen Ziel führenden verschiedenen Wege: „Die Kirchenväter haben sich mit recht gewundert, wenn sie die Bilder der einzigen Wahrheit in den verschiedenen Religionen als „Samen des Wortes", die von dem - auf verschiedenen Wegen dem einzigen Ziel zustrebenden ­28 Das Bild (Gegen Himmel gestreckte Arme) zeigt es klar, dass der Papst die „Theorie der Erfüllung“ in ihrer klassischen Form wieder anwendet. Die wertvollsten Gedanken bleiben hier weg. Paul VI. der mit seinem Rundbrief Ecclesiam suam der „Papst des Dialogs“ wurde, äußert sich hier über die Fra­ge des Dialogs zwischen den Religionen nicht. 29 Redemptor hominis 6, SZIT, Budapest 1980, 18.

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