Folia Theologica 14. (2003)
Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen
66 M. KRANITZ drücktes Christentum auch. Beide sind „christlich", trotz der sie voneinander trennenden ansehnlichen Entfernung. Rahners Theorie traf auf einen ziemlich großen Widerstand.12 Einige fanden den Ausdruck verletzend für die Nichtchristen, indem sie sagten, dass wir sie dadurch zu bestimmen suchen, was sie verneinen, anstatt ihnen ihre Identität vorzuzeigen, wie sie sie auffassen13. Rahner antwortete darauf so, dass man den Ausdruck in den Zusammenhängen der christlichen Theologie zu gebrauchen hat, zur Verdeutlichung der Berührungen der anderen Religionen mit dem Mysterium Christi, nicht in dem Dialog mit den anderen Religionen.14 Raimundo Panikkar (1918-) entdeckte im Hinduismus den unbekannten Christus.15 Er spricht nicht allgemein über religiöse Traditionen, sondern ausdrücklich über den Hinduismus und erklärt, dass die lebendige Gegenwart von Christus im Hinduismus auffindbar ist. Nicht nur in dem persönlichen und subjektiven Erleben der indischen Religion, sondern darin als in einer objektiven und gesellschaftlichen Erscheinung. Mit dieser Anschauung überholt Panikkar alles, was von den Vertretern der Erfüllungstheorie behauptet wird. Seiner Meinung nach ist Christus nicht nur das vom 12 Die gegen Rahners Gedanken über die „anonymen Christen“ erhobenen Einwände und die darauf gegebenen Antworten summiert D’COSTA, G., Karl Rahners Anonymous Christian — A Reappraisal, Modern Theology I (1985/1), 131-148. Die bedeutendsten Einwände: BALTHASAR, H. U. VON, Cordula oder der Ernstfall, Johannes, Ensiedeln 1966; LUBAC, H., Paradox et Mystère de l’Église. Aubier-Montaigne. Paris 1967, 153-156; SCHILLEEBCKX, E., Glaubensinterpretation, Matthias-Grünewald, Mainz 1971, 108 f. 13 KÜNG, H., Christ sein, Piper, München 1974. 14 Bemerkungen zum Problem des „anonymen Christen“ in Schriften zur Theologie X, Benziger, Einsiedeln 1972, 531-546, auf ungarisch: Megjegyzések az „anonim keresztények"problémájához in Isten rejtelem, Egyházfórum, Budapest 1994, 67. 15 PANIKKAR, R., The Unknown Christ of Hinduism, Longmann, Darton and Todd, London 1964. Der Schlüsselbegriff zu den philosophischen Meinungen des von einem indischen (gebürtiger Inder) Vater und einer spanischen Mutter stammenden jesuitischen Theologen ist kosmo- theandrische Vision, die die reale Wirklichkeit auf trinitätische Weise darstellt. (Er geht dabei von der Heiligen Dreifaltigkeit aus). In seinem neuesten, mit dem „Premio nonino 2001 - a un maestro del nostro tempo“ - Preis gekrönten Buch tritt er für den nötigen Dialog der Religionen ein: Ders., L’incontro indispensabile. Dialogo delle religioni, Jaca Book, Milano 2001.