Folia Theologica 14. (2003)
Mihály Kránitz: Die Annäherung der Religionen aus Christlicher Sicht und der Pluralismus der Religionen
62 M. KRÁNITZ Aber wie die menschliche Natur zur gleichen Zeit geschaffen und sündig ist, so enthalten die Religionen der Welt die „Samen des Wortes" und denen widersprechende Elemente auch: die Spuren Gottes, wie auch die Spuren der Sünde. Das Christentum, ohne sich ihnen zu widersetzen, lässt ihre positiven Werte ans Tageslicht kommen und sie übernehmend, säubert sie und formt sie um. Das Mysterium Christi erreicht auch die Gläubigen anderer Religionen als göttliche Antwort auf das menschliche Verlagen nach Vereinigung mit Gott, die religiösen Traditionen selbst spielen aber im Mysterium des Heils keine Rolle. Lubac bemerkt: wenn die religiösen Traditionen einen positiven Wert hätten, würde er sich gegen das Christentum wenden, in diesem Fall würde sich ja die einmalige Eigenart dessen verdunkeln. Die göttliche Heilsordnung ist ein geordneter Plan, es gibt nur eine einzige Achse und einen einzigen Beziehungspunkt, das Christentum, den einzigen Weg zum Heil. Der Gedanke, dass die anderen Traditionen im Heilsmysterium ihrer Mitglieder eine positive Rolle spielen, wäre mit der Annahme mehrerer parallel verlaufender Wege zum Heil, und es würde die Einheit des göttlichen Planes zerstören. 7 Hans Urs von Balthasar (1904-1988) gibt in seiner reichlichen literarischen Schöpfung keine ausführliche Religionstheologie. In zahlreichen Schriften geht er aber auf den Vergleich der Religionen der Welt ein, um ihre Unterschiede, d. h. den absoluten Charakter des Christentums aufzuzeigen.8 Eines der Schlüsselworte des balt- hasarschen Begriffsvorrats ist das „universell Konkrete", universale concretum, das er im Zusammenhang mit dem Mysterium Jesu Christi verwendet, und dies weist klar den absoluten Charakter seiner Person aus, d. h. in der Ordnung der Beziehungen zwischen Gott und dem Menschengeschlecht hört ausschließlich in Christus das 7 LUBAC, H. De, Paradox et Mystère de l’Église, Aubier-Montaigne, Paris 1967, Paris 1967, 149. 8 BALTHASAR, H. U. von, Das betrachtende Gebet, Johannes, Einsiedeln 1965. Theologie der Geschichte, Johannes, Einsiedeln 1950; Pneuma und Institution. Skizzen zur Theologie IV, Johannes, Einsiedeln 1974; Neue Klarstellungen, Johannes, Einsiedeln 1979; „Homo creatus est“, Skizzen zur Theologie V. Johannes, Einsiedeln 1986; Das Christentum und die Weltreligionen. Informationszentrum Berufe der Kirche, Fribourg 1979; Christen sind einfältig, Johannes, Einsiedeln 1983; „Catholicism and the Religions“ , in Communio 5 (1978), 6-14.