Folia Theologica 12. (2001)

Karl-Josef Rauber: Ansprache anlässlich der Eröffnung der Aula Magna in Piliscsaba

6 K-J. RÄUBER nen Gesetze und Werte, die wir Menschen schrittweise erkennen, gebrauchen und gestalten müssen. Durch ihren Zusammenhang mit unserem Geschaffensein durch Gott haben alle Einzelwirk­lichkeiten ihren festen Eigenstand, ihre eigene Wahrheit, ihre eige­ne Gutheit sowie ihre Eigengesetzlichkeit und ihre eigenen Ord­nungen, die wir Menschen unter Anerkennung der den einzelnen Wissenschaften eigenen Methode achten müssen. Vorausgesetzt, dass die methodische Forschung in allen Wis­sensbereichen in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und ge­mäss den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in ei­nen echten Konflikt mit dem Glauben kommen, weil die Wirklich­keiten des profanen Bereichs und die des Glaubens in demselben Gott ihren Ursprung haben. Wenn wir bescheiden und ausdau­ernd die Geheimnisse der Wirklichkeit zu erforschen versuchen, leisten wir auch einen Dienst für eine tiefere Durchdringung unse­res Glaubenswissens und damit zur Festigung und Stärkung unse­res Glaubensvollzuges. Wir werden gewissermassen von Gott selbst an der Hand geführt, der alle Wirklichkeit trägt. Auch in diesem Sinne möchte ich die Neigung der beiden Kup­peln zueinander hin verstanden wissen: Die Wissenschaften sind nicht nur vom Glauben empfangende, sondern auch dem Glauben gebende, so dass diese Aula Magna zum Forum eines echten und fruchtbaren Dialoges zwischen Glauben und Wissenschaft werden möge. Das ist mein herzlicher Wunsch.

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