Folia Theologica 12. (2001)

Zoltán Rokay: Die Selbstverwirklichung des Menschen in der Philosophie von J. G. Fichte

DIE SELBSTVERWIRKLICHUNG DES MENSCHEN 43 Man muß Schmitz darin zustimmen, daß der Sittenlehre, dem Naturrecht, der 1. und der 2. Einleitung in die WL - und ich füge hinzu: Der Bestimmung des Menschen eine WL von einem Typ der WNM, und nicht der GR zugrundeliegt, und die angeführten Schriften aus der WL von 1794/95 nicht abzuleiten und nicht ver­ständlich sind.23 Neuerdings hat auch Günter Zöller darauf in sei­ner Studie „Einheit und Differenz von Fichtes Theorie des Wollens" hin­gewiesen, ohne den Namen Schmitz' zu erwähnen. Er sagt: „Sach­lich wie zeitlich steht die Sittenlehre dieser zweiter Jenaer Darstel­lung der Wissenschaftslehre, die Fichte jeweils in den Winterseme­stern seiner drei letzten Jahren in Jena vorgetragen hat (1796-97, 1797-98, 1798-99), näher als deren ersten Fassung."24 Was die 1. Einleitung betrifft, so möchte ich bloß auf die folgen­de Konvergenz mit der WNM hinweisen. Wir lesen unter dem 1. Punkt der Einleitung folgendes: „Merke auf dich selbst: kehre dei­nen Blick von allem, was dich umgibt ab, und in dein Inneres; ist die erste Forderung, welche die Philosophie an ihren Lehrling tut. Es ist von nichts, was außer dir ist die Rede, sondern lediglich von dir selbst."25 In der WNM hören wir: „Philosophie geht... ganz rich­tig von einem Postulat aus, was sich aber auf Tathandlung, nicht auf eine Tatsache gründet. Tathandlung ist nemlich, wenn ich mein Ich innerlich handeln lasse und demselben zusehe..."26 Und weiter: „Wolle einmal, und siehe zu, wie du es machst."27 Bezüglich der 2. Einleitung verdient Aufmerksamkeit der Ge­danke der Selbsteinschränkung, welcher Gedanke für die WNM 23 „Ebenso ist zu bedenken, daß diese total revdierte Wissenschaftslehre (nova methodo), nicht etwa GW (=GR, R.Z.) den systematischen Hintergrund der in den Jahren nach 1795 und vor dem Anfang 1799 aus Jena von Fichte verfaß­ten speziellen Monographien zur praktischen Philosophie (Naturrecht, Sitten­lehre). Als Leitmotiv der Umstellung kann das Auftreten der These einer ur­sprünglichen Beschränktheit des Ichs gelten, zuerst Ende 1796 in einer An­merkung Fichtes zu einer ihm von Herbart vorgelegten Schrift gegen Schel- ling, sodann in §6 der 2. Einleitung in die Wissenschaftslehre... (H. SCHMITZ, Die entfremdete, S. 111). 24 In Philosophisches Jahrbuch 106 (1999/11) 430-440 (Zit. 431). 25 J.G. FICHTE, Erste und zweite Einleitung in die WL (Meiner), S.9. 26 WNM - GA IV,2. S.29,3-6. „...Tatsache hingegen etwas in Bewußtsein schon Gegebenes, Gefundenes, das bloß analysiert wird darauf.” (ebd. Zeile 7-8). 27 Ebd. S.l 13,27.

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