Folia Theologica 12. (2001)

Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?

DER ANALOGE REALISMUS ALS FUNDAMENT 163 noch nur möglich; ebenso ist es die faktische Reaktion Gottes auf sie, die immer nur nachträglich plausibilisiert und nicht von vorn­herein ideell abgeleitet werden kann. Der analoge Realismus be­wahrt die interne und schöpferische Dynamik der Geschichte, wer­tet sie nicht zum bloßen akzidentellen Nachvollzug von Ideen her­ab, hält an der Unableitbarkeit bzw. nur analogen Erschließbarkeit der göttlichen und geschöpflichen Wirklichkeit fest, verliert sich nicht in der Beliebigkeit der relational-relativen Bestimmung des Seins durch seinen Vollzug, verabsolutiert daher auch nicht die Ge­schichte und bescheidet sich entgegen ideellen Harmonisierungen mit nie abschließbaren analogen Approximationen des Denkens an das positiv und negativ, gut und böse, wahr und falsch analogisier- bare analoge Sein, wie es in sich faktisch gefallen und von Gott her faktisch erlöst ist. 3.2 Anonymes Christentum Insofern jeder Mensch transzendental identisch ausgestattet ist, besteht die Differenz der Glaubenshaltungen in der mehr oder we­niger starken Reflexion auf die transzendentalen Ideen, die für ei­nen sinnerfüllten menschlichen Selbstvollzug konstitutiv vorausge­setzt werden103. Faktisch ist nach Rahner die „Selbsttranszendenz" eines jeden Menschen und einer jeden „Formel" gegeben104. Jeder Mensch sucht die Antwort auf die „radikale Frage seines Daseins". „Wir Christen haben den Mut, diesen Gesuchten als gefunden zu glauben. Er ist Jesus von Nazareth."105 Das räumt die Möglichkeit ein, dass unreflektierte Ideen „anonym" bleiben und dennoch im faktischen Selbstvollzug implizit106, konstitutiv und notwendig vor­ausgesetzt werden. Ein Christ und ein Nichtchrist weisen zueinan­der - vorausgesetzt, sie handeln ihrem Gewissen entsprechend107 ­103 Sehr. XV, 205. 104 Sehr. I, 169. 105 Sehr. VIII, 161. 106 Man beachte: das „anonyme Christentum“ unterscheidet sich dadurch vom impliziten Christentum, „dass es die Implizitheit dieses Christentums des ei­nen als solche für andere unterstreicht“ (Sehr. VIII, 187). 107 Sehr. VIII, 189. Rahner unterscheidet vier Grundweisen des Verhältnisses des Menschen zu Gott (Sehr. VIII, 200-202): - sittlich vollzogener kategóriáién und transzendentalen Theismus (reflexer Glaube); - frei abgelehnter katego- rialer und transzendentaler Theismus (reflexer Unglaube); - sittlich vollzöge-

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