Folia Theologica 12. (2001)

Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?

164 I. KONCSIK nur marginale oder modale, also keine substantiellen ontologische Differenzen auf, weil sie dann hinsichtlich ihrer transzendentalen Ausstattung univok-identisch sind108. Im Unterschied zur univoken und totalen Gegebenheit tran­szendentaler Ideen in Form von übernatürlichen Existentialien geht der analoge Realismus von der realen, aktpotentiellen, bestän­digen Wirkung Gottes aus, das dem Menschen nur keimhaft ge­schenkt ist und das der Mensch nie total - auch nicht ideell -, son­dern nur analog besitzen kann, weil sie erst zur Auswirkung im Vollzug gebracht werden muss. Daher favorisiert er mit Balthasar die Rede vom „analogen Christentum": der nicht reflexiv Glauben­de verwirklicht die notwendig vorausgesetzte gottmenschliche Ein­heit Jesu immer nur analog im eigenen Sein und nicht anonym. Nir­gends besteht eine einfache Identität zwischen dem reflexen und vorreflexen Glauben, die sich in der univoken Identität gleicher Ideen, die sich dann äquivok ausdrücken müssten, niederschlagen würde. Die rahnersche Konzeption kann durch den analogen Realismus vertieft werden: Wie kann der Mensch zum „Hörer des Wortes" werden? Was macht den anonymen Christen aus? - Erkennen und Wollen bedingen sich gegenseitig. So ist bereits in formaler Hin­sicht eine Isolation des Menschen möglich, der nur erkennt, was er will und wollen kann, was er erkennt. Inhaltlich besteht die Mög­lichkeit der Verhärtung seines Herzens bis zur totalen Abkehr von Gott und damit einhergehend eine Art perverse Liebe zur geistigen Finsternis als Todessehnsucht des Herzens. Wie kann der Mensch aus einer sich selbst verstärkenden Rückkoppellungsschleife her­ausgeholt werden? - Nur durch einen neuen Anlass seiner Erkennt­nis und seines Wollens. Wegen der prinzipiell, wenn auch nicht ak­ner transzendentaler Theismus, kategorialer Atheismus (impliziter / anony­mer Glaube / unschuldiger Atheismus); - frei vollzogener kategorialer und transzendentaler Atheismus (schuldhafter Atheismus). 108 Daher müssen die transzendentalen Ideen nicht einmal eigens reflektiert wer­den, solange das praktische Leben sich an ihnen ausrichtet (Sehr. VIII, 198). - Der Grund für das implizite Christentum ist demnach die Apriorität der „un­begrenzten Verwiesenheit des Geistes auf das Sein überhaupt“. Ihr korrespon­diert auf der subjektiven Seite eine „implizite, d.h. nicht notwendig gegen­ständlich objektvierte Erkenntnis von Gott“ (Sehr. VIII, 199).

Next

/
Thumbnails
Contents