Folia Theologica 12. (2001)

Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?

156 I. KONCSIK eignis. Christus ist damit jedoch noch nicht der wirkliche und wir­kende Ausdruck des Heilswillens Gottes, sondern die schlichte kon­krete Bestätigung einer transzendentalen Idee der Menschheit. So erhält der Mensch kategóriái vermittelt62 ein neues Transzendenta­le als eine neue Bestimmung seiner Existenz63 - und umgekehrt: der Mensch kann die Auferstehung Jesu nur wahrnehmen, weil er vorher von Gott mit einem übernatürlichen Transzendentale ausge­stattet wurde. Ohne a) kategóriáié Vermittlung und b) Gottes Be­gründung wäre das Transzendentale nicht wirksam gesetzt. Der Mensch bewegt sich nach Rahner irgendwie in den durch Gott eröffneten und von ihm übernatürlich konstituierten tran­szendentalen Raum; er wird nicht vom Menschen konstituiert, son­dern als a priori-Gegebenheit vorgefunden. Die Transzedentalana- lyse bedeutet die Explizitwerdung der a priori-Konstituentien des Menschseins durch zielgerichtete Reflexion auf sie, wodurch ihr übernatürlich göttlicher Ursprung64 sowie einzig göttliches Erfül­lungsziel automatisch (?) eruiert werden kann65. So kann auch das Transzendentale entdeckt werden, das durch Jesus Christus allein grundgelegt ist: die reale gottmenschliche Einigung als Ziel und 62 Sehr. I, 208 63 Sehr. XII, 348. 64 Die „Glaubensgnade“ muss daher etwa die „Hoffnung auf unsere eigene Auf­erstehung“ implizieren und „von innen her der geschichtlichen Erfahrung ei­ner konkreten Auferstehung zugeordnet sein“ (Sehr. XII, 348). - Nur so ge­lingt also Rahner die transzendentale Agrumentation: im voraus und a priori wird eine transzendentale Idee durch Gnade im Menschen grundgelegt, damit schließlich ihre geschichtliche Erfüllung in Jesus Christus erkannt werden kann. Ist das nicht ein reiner Zirkelschluss (Gnade - übernatürliche transzen­dentale Idee - geschichtlich-transzendentales Ereignis der Auferstehung - transzendentale Idee der Auferstehung - Gnade - ....)? Daher ist auch das lee­re Grab etwa nur der „Ausdruck einer schon aus anderen Gründen verbreite­ten Überzeugung..., dass Jesus lebt“ (Sehr. XII, 348). 65 Exemplarisch bei der Klärung der Auferstehungsevidenz: „die sichere Objek- tivation der transzendentalen Auferstehungshoffnung“ ist „durch die Erfah­rung von Jesu Auferstehung“ bedingt. Daher wird auch die Auferstehung pri­mär geistig erfasst (Sehr. XII, 347). - Die Geschichte tritt bei Rahner einfach als Bestätigung einer transzendentalen Idee auf, d.h. als Füllen einer leeren Idee mit Dasein (vgl. Sehr. XII, 347f). Hinsichtlich ihrer Vollendung erhält sie transzendental ihre „eigentliche Gültigkeit“ und „Endgültigkeit“ (Sehr. XII, 349). Die Auferstehung selbst wird eschatologisch bedeutsam nur kraft ihrer Transzendentalität (vgl. Sehr. XII, 350f).

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