Folia Theologica 11. (2000)

Ferenc Beran: Grundentscheidung und Todsünde

92 F. BERAN ner „schweren” Sünde gibt. Die Theologen verwenden beide Be­griffe im gleichen Sinne.- Andere Theologen beurteilen die Problematik der Todsünde von antropologischer Seite, aus dem Standpunkt der Freiheit her. Nach ihrer Meinung bedarf die Todsünde der vollkommenen Freiheit, der sogenannten „Grundfreiheit”. Aber sie meinen, im Alltagsle­ben würde nur „Wahlfreiheit” - wegen Beschränkung der mensch­lichen Aktivitäten - existieren. Wegen Mangels an Freiheit kann man keine Todsünde begehen. Diese Theologen nuzten oft den Begriff „der Grundentscheidung gegen Gott” und manchmal iden­tifizieren ihn mit dem Begriff der Todsünde. Sie sagen, die Grun­dentscheidung gegen Gott sei eine Entscheidung, die die Grund­freiheit realisieren kann. Man muss aber hier bemerken, dass viele Theologen den Begriff der Grundentscheidung gegen Gott nicht mit der Todsünde identifizieren. Sie sagen, die Grundentscheidung gegen Gott sei eine Entscheidung, welche den ganzen Menschen angreift, und in der Einzeltaten zum Vorschein kommt. Nach ihrer Meinung ist die Grundentscheidung gegen Gott im­mer eine Todsünde, doch können wir nicht sagen, dass man Todsünde nur durch eine falsche Grundentscheidung begeht. Z. B. begeht man - nach dieser falschorientierenden Theorie - keine Todsünde, wenn man wegen schwieriger sozieller Lage abtreibt. In dieser Situation kann man sich auf Mangel an Grundfreiheit nicht mehr berufen. Wegen Unsicherheiten in der Theologie und Krise in der Busspraxis, berief JOHANNES PAULUS II. 1983 eine Bischofsynode ein, deren Thema „Über Versöhnung und Busse in der Mission der Kirche” war. Das Material dieser Synode wurde 1984 als Apostolischer Brief „Recon- tiliatio et Penitentia” (Über Versöhnung und Busse) veröffentlicht. Die spätere Enzyklika „Veritatis splendor” beruft sich vielmals auf diesen apostolischen Brief. II. Die Antwort der apostolischen Dokumente auf diese aufgeworfenen Probleme Im ersten Teil unseres Referates versuchten wir die Krise der Bus­spraxis darzustellen und suchten nach Ursachen dieses Phänomens. Im zweiten Teil unserer Arbeit versuchen wir die Antwort der Kirche - auf­

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