Folia Theologica 11. (2000)

Imre Koncsik: Ist Theologie überhaupt eine Wissenschaft? - Ein Dialog mit Gustav Siewerth

76 I. KONCSIK Sinn irreduziert realisiert werden. Theologie begründet notwendig und konstitutiv die Einigungseinheit zwischen erkennendem Subjekt und er­kanntem Objekt als Basis jeder denkbaren Wissenschaft. Sie benennt on­tologische Grundmuster als Folge der analogen Einheit der Identität und Differenz der Wirklichkeit, die andere Wissenschaften axiomatisch in ih­rem Kern substantiell voraussetzen. Theologie ist die Wissenschaft vom Zielgrund aller Wissenschaft. Er muß re­flektiert werden, um interdisziplinär fruchtbar gemacht zu werden. Jede Wissen­schaft, besonders spezifische Grundlagenforschungen, zieht internen Nutzen aus der Reflexion auf axiomatisch antizipierte isomorphe ontologische Grundmuster. Theologisch motivierte trinitarische Begründungen können in anderen Wissen­schaften konkrete Entscheidungsalternativen gewichten und den Entscheidungs­findungsprozeß kanalisieren. Sie helfen, prinzipielle Reduktionen aufzudecken, die latent impliziert oder vorausgesetzt werden. Die Fahndung nach Grundmu­stern, die Suche nach verborgenen Reduktionen, die ohne den Dialog nicht ent­deckt worden wären, sowie die Erarbeitung neuer Theorien auf der Grundlage der erkannten analogen Einheit der Wirklichkeit bringen den interdisziplinären Dia­log effektiv voran l02. Abschließend werden grundsätzliche Methodenpostulate und Verifi­kationskriterien christlicher Theologie aufgedeckt, die sich aus den onto­logischen Reflexionen der analogen Einheit des Seins ergeben. Sie legi­timieren zusätzlich den Wissenschaftsanspruch christlicher Theologie im Sinn ihrer Vollständigkeit. 2.3. Verifikationskriterien der Theologie als Wissenschaft vom Zielgrund der Wirklichkeit Christliche Theologie beruft sich wegen der apriorisch gegebenen analogen Einheit von Schöpfer und Geschöpf auf die Heilige Schrift und Tradition als Folgen der gottmenschlichen Einheit Jesu Christi. Theolo­gie erhebt den Anspruch, universale Theorien der Begründung und Erklä­rung der Wirklichkeit durch Bestimmung ihres ultimativen Zielgrundes und universalen Rahmens objektiv und daher verbindlich zu formulieren. 102 Es ist nicht der Ort, die These näher auszuführen. Dennoch eine Andeutung: existiert eine negative Zeit und damit Zeitreisen oder ob widerspricht das der Physik? - Ontologisch ist eine Zeitreise unmöglich, weil sie die analoge Ein­heit der Wirklichkeit zerstören würde. Wenn Zeitreisen möglich wären, dann wäre die Analogie der Differenz der Einheit zugunsten einer Indifferenz zwi­schen zwei Zeitpunkten aufgehoben.

Next

/
Thumbnails
Contents