Folia Theologica 11. (2000)

Peter Henrici: Die Enzyklika zum dritten Jahrtausend. Fides et ratio

FOLIA THEOLOGICA 11 (2000) 5 Peter HENRICI DIE ENZYKLIKA ZUM DRITTEN JAHRTAUSEND FIDES ET RATIO Vor knapp einem Jahr hat Papst Johannes Paul II. seine vorläufig letzte Enzyklika, Fides et Ratio, veröffentlicht. Wenn uns nicht noch eine Überraschung erwartet, wird dies die Enzyklika zum Ende des zwei­ten und zum Übergang ins dritte Jahrtausend werden. Allerdings: wer um die ungewöhnlich lange Entstehungsgeseschichte dieses päpstlichen Rundschreibens weiss, wird diese Jahrtausendenzyklika als Werk des Zu­falls betrachten. Doch hinter diesem Zufall verbirgt sich ein tieferer Sinn. Denn zum einen ist das Rundschreiben über Fides et Ratio (über Glaube und Vernunft) so etwas wie das philosophische Testament des Philosophenpapstes. Mehr als in seinen anderen Rundschreiben nimmt Papst - und zwar in der recht ungebräuchlichen Ich-Form - auf eine Rei­he seiner früheren Schreiben Bezug, erläutert sie und stellt sie in den rechten Zusammenhang. Dies betrifft vor allem sein erstes, programmati­sches Rundschreiben, Redemptor Hominis (das seinerseits an die Kon­zilskonstitution Gaudium et Spes anknüpft, an der der junge Krakauer Weihbischof Karol Wojtyla massgeblich mitgearbeitet hatte), und dann die Moralenzyklika Veritatis Splendor - wiederum ein Herzenswerk des ehemaligen Moralprofessors. Ja man wird sagen können, Fides et Ratio sei sozusagen der nachgelieferte Kommentar zu Veritatis Splendor, der manche Intentionen jenes umstrittenen (und nicht immer einheitlichen) Rundschreibens klärt. Seit langem geplant - vielleicht überhaupt schon seit Beginn des Pontifikats - ist Fides et Ratio nun zum reifen Alters­werk geworden, zum Rückblick und Ausblick eines langen Pontifikats, das das zweite christliche Jahrtausend abschliesst. Einen ausdrücklichen Rückblick auf zweitausend Jahre Geschichte des Christentums unternimmt die Enzyklika in ihrem vierten Kapitel. Als viertes von sieben steht dieses Kapitel genau in der Mitte des Rund­schreibens. Die folgenden Kapitel bieten dann eine Art Gegenwartsana­lyse, während der Ausblick ins neue Jahrtausend, auf den der neugierige

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