Folia Theologica 10. (1999)

Ciril Sorč: Die trinitarische Dimension des menschlichen Lebens

DIE TRINITARISCHE DIMENSION 53 Linien durchaus „sichtbar”. So ist die Eucharistie die Frucht und Gabe aller drei Gottespersonen und zugleich die sakramentale Weise der Teil­nahme an dem Liebesmahl (agape) des dreieinigen Gottes. „Das Brot”, das von den Gläubigen gebrochen und zu sich genommen wird, ist so eine „Zusammenarbeit” der Heiligen Dreifaltigkeit. In der Kraft dieses Brotes werden auch die Gläubigen zur Familie, die sich nach ihm, den sie zu sich nehmen, gestaltet. „Die Brotbrechung” schafft aus den Gläu­bigen eine preichoretische Gemeinschaft und so das überzeugendste Ab­bild der göttlichen Beziehungen in Raum und Zeit. Für die Teilnahme an dem eucharistischen Tisch ist die Verschiedenheit kein Hindernis; das Hindernis ist der Zwiespalt. Darum muß sich jeder, der zu diesem Tische kommt, mit seinen Brüder versöhnen. Die größte Aufgabe der getrennten Kirchen ist eigentlich die Sehnsucht und die Vorbereitung desjenigen Moments, in dem wir alle aus „dem einen Kelch” trinken werden. Die agapische Dimension der Kirche drückt ihre Quelle aus, die Gott selbst in seiner unermeßlichen Liebe ist. Weil Gott Agape ist, offenbart sich auch den Menschen als solcher. Sein Innensein als unendliches Ge­heimnis des Schenkens, des Austausches und der gegenseitigen Anna­hme, mit einem Wort die Liebe, lädt die Menschen ein, daß sie sich umklammern und sie als ihre Lebensweise annehmen.59 Das, was die Christen bei der Eucharistie feiern, sollten sie auch in der Welt leben. Das Gleichnis über Weinstock (Joh 15,1-5) und das Parabel von Leib (LG 7) offenbaren uns die perichoretische (organische) Sicht solcher Kirchenlebens: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht,” (Joh 15,5). Die „praktische” Darstellung solches Lebens gibt uns die erste Kirche (vgl. Apg 2,42-47; 4,32-37)! Die volle Verwirk­lichung der obengenannten Gesetzlichkeiten ist aber das Gottesreich, dem die Kirche den Weg bahnt. Die eshatologische Dimension der Perichorese: Gott alles in allem Der Sinn und der Zweck aller Schöpfung ist im Einwohnen des drei­fältigen Gottes in ihr und im Wohnen der Schöpfung in Gott (vgl. Offb 21,3). Alles ist an die Zeit eingestellt, wenn Gott alles in allem sein wird. „Daß der Himmel kein privates tête a tête des einzelnen mit Gott, son­59 Vgl. P. CODA, L’agape come grazia e libertà, Città nuova, Roma 1994, 136-145; J.M. ROVIRA BELLOSO, Comunión eucarística, comunión trini- taria y comunión interhumana, in: Estudios trinitarios 24 (1990) 215-228.

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