Folia Theologica 10. (1999)
Ciril Sorč: Die trinitarische Dimension des menschlichen Lebens
DIE TRINIT ARISCHE DIMENSION 51 „Ecclesia de Trinitate”. So die Trinität „den wahren Ort aller Ekklesiologie darstellt”.48 Diese Anschauungsperspektive (die auch die ursprüngliche ist) hat ihr volles Heimatrecht (obwohl nicht überall auch die tatsächliche Beachtung) in der konziliären und nachkonziliären Kirchenlehre bekommen. Die Weltkirche tritt nämlich vor uns als „das Volk, das in der Einigkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes versammelt ist.”49 Terulianus drückt das anders aus: „Dort, wo drei: der Vater, der Sohn und der Heiligen Geist sind, dort ist auch die Kirche, die der Leib dieser drei ist.”50 Die Kirche ist so „das Sakrament der Communio Gottes; als solches bildet sie die vom Heiligen Geist geeinte, dem Sohn Jesus Christus zugestaltete und mit der ganzen Schöpfung zum Reich Gottes des Vaters berufene Gemeinschaft der Glaubenden.”51 Die Struktur und die Sendung der Kirche sind in ihrem Ausgangspunkt eingegeben: Die Kirche ist also die Gemeinschaft, die die Unterschiede nicht abschafft, sondern nimmt sie an und regt sie an. Der Grund der Kircheneinheit und Kircheneinmaligkeit ist in der Einheit und Einmaligkeit der Heiligen Dreifaltigkeit umgefaßt. Die Kirche wird vom Heiligen Geist „vereinigt” und „versammelt” (vgl. LG 4).52 Sie aber versammelt nach diesem Vorbild und mit der Hilfe des Heiligen Geistes alle Nationen um ihren Gründer Jesus Christus, der gekommen ist, um die verlorenen Schaffe zu sammeln und sie zum Vater zu führen. Die Kirche ist also eine Erlösungswirklichkeit, durch die Gott auf verschiedene Weisen die 48 Zweites Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Kirche, mit einer Einleitung von J. Ratzinger, Münster 1965, 19; vgl. G. LARENTZAKIS, Trinita- risches Kirchenverständnis, in: W. BREUNING (Hrsg.), Trinität. Aktuelle Perspektiven der Theologie, Herder, Freiburg-Base-Wien 1984, 73-96. 49 Hl. Ciprianus, De Orat. Dom. 23: PL 4, 553; Hartei III A, 285. Z. W. C4. Vgl. B. FORTE, La Chiesa della Trinità, San Paolo, Milano 1995, 67-76. In dieser Arbeit spricht der Autor über die trinitarische Quelle der Kirche, über ihre trinitarische Dimension (Form) und über ihr trinitarisches Ziel. Eudoki- mov sagt: „Die Kirche ist der Leib Christi, ist die Fortsetzug der Pfingsten auf der Erde, ist ein Abbild der Dreifaltigkeit, der vollkommenen Kirche der drei göttlichen Personen” (Ortodossia, 174,; vgl. 176 ff.). So ist die Kirche eine teandrische Schöpfung. 50 Tertullianus, Traité du Bapteme 6 (Sources chrétiennes; 35). 51 M. KEHL, Die Kirche. Eine katholische Ekklesiologie, Würzburg 1992, 51; vgl. K. KOCH, Verbindliches Christsein - verbindender Glaube, Freiburg (Schwiz) 1995, 145-150. 52 Die trinitarisch orientierte Ekklesiologie finden wir auch in der nachsynodalen Adhortatio Apostolica von Papst Johannes Paul II. Christifideles laid; vgl. dazu K. HEMMERLE, Gemeinschaft als Bild Gottes. Ausgewählte Schriften. Band 5, Herder, Freiburg-Basel-Wien 1996, 72-84; vgl auch 93- 103.