Folia Theologica 10. (1999)
Ciril Sorč: Die trinitarische Dimension des menschlichen Lebens
DIE TRINITARISCHE DIMENSION 49 näheren Umgebung passiert. Dieses Durchflechten erkennen und erleben wir immer mehr in allen Bereichen. Die Unterschiede aber, die in den Dienst der Einheit in Vielartigkeit gestellt sind, nützen viele für verschiedene Teilungen aus: die Unterschiede, die der Mensch eigenwillig hineinträgt, sind der Grund der Spaltung, des Abgrunds, der die Menschen nur in der egoistischen Mitabhängigkeit verbindet; das kann aber für die, die dabei erfolgreich sind (und sind sich dessen auch nicht bewußt) sehr gefährlich sein. Das ist ein Spiel, in dem es weder einen Gewinner noch einen Besiegten gibt, obwohl daß jemand (oder einige) im Moment Erfolg hat (haben). Die Unterschiede sind für die Menschheit nicht gefährlich, gefährlich sind das Ausnützen dieser Unterschiede für die Selbstbehauptung und die Unterdrückung des anderen. Als schicksalhaft zeigen sich alle ethnischen Säuberungen, Nationalismen und Kolonialismen (sie kommen heutzutage zur Geltung durch die „Einnahme” eines Volkes oder eines Gebietes mit der ökonomischen oder industriellen Gewalt durch!). Die Zukunft der Menschheit ist im perichoretischen Zusammenleben der Kulturen, Nationen (Schätzung der Minderheiten) und Völkern. Dieses Zusammenleben kommt nur im Pfingstmodell und nicht im Babelturmvorbild zur Geltung. Perichorese zwischen dem Menschen und dem Gott Einwohnung der göttlichen Personen schließt auch den Menschen ein: „...wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm” (lJoh 4,16). Die innerliche Einwohnung ist auch das Geheimnis der neuen Schöpfung: „Gott herrscht über alles und in allem” (IKor 15,28). J. Moltmann betont die der Schöpfung zugewandte Seite des perichoretischen Gotteslebens, wenn er sagt, „daß die perichoretische Einheit des drei-einigen Gottes in dieser Hinsicht eine einladende und ver-einigende Einheit und als solche eine menschen- und weltojfene Einheit ist: „Das Verhältnis der göttlichen Personen ist so weit, daß die ganze Welt darin Raum hat (Adrienne von Speyr)”. Deshalb dürfen wir den trinitarischen Begriff der Einheit des drei-einigen Gottes nicht exklusiv, sondern inklu- siv verstehen. Das meint Moltmann mit dem Ausdruck „offene Einheit”44. Die trinitarische Einwohnung hat nichts mit buddhistische Verschmelzen mit der Gottheit zu tun. In zweiten Fall geht es ums 44 44 J. MOLTMANN, Die trinitarische Geschichte Gottes, in: EvTh 35 (1975), 208-223.