Folia Theologica 10. (1999)

Ciril Sorč: Die trinitarische Dimension des menschlichen Lebens

DIE TRINITARISCHE DIMENSION 45 Nächsten. In Kraft dieser Liebe sind wir auch der Liebe zu den Feinden fähig. „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen...” (Mt 5,44). Perichoretische Einheit der Heiligen Dreifaltigkeit ist ein Model für jedes (Mit-)Sein; auf den Menschen und auf die Gesellschaft wirkt sie kritisch und anregend. Diese Rolle hat sie eben auf Grund der Tatsache,-3 C daß die Schöpfung aus den Händen eines solchen Gottes hervorgeht. Die Perichorese im Menschen Der Mensch kann die perichoretischen Beziehungen mit Mitmenschen nicht leben, wenn er in sich nicht die Harmonie und Zusammenge­hörigkeit zwischen einzeln ihn bestimmenden und zusammensetzenden Dimensionen verwirklicht. Nur in diesem Falle können wir von einem harmonischem und koordiniertem Wesen sprechen. Da wir aber im sünd­haften Zustand sind, gleicht unser Bestreben einem „dramatischen Kampf’, weil der Mensch sebst im Zwiespalt lebt (vgl. GS 13,2; 37). In der Zusammenarbeit mit der Erlösungsgnade Christi und in der Offenheit zum Heiligen Geist aber kann der Mensch zu einem hohen Grad dieser innerlichen Gesamtheit gelangen. Die Mehrschichtigkeit des Menschen dürfen wir, den Aussagen vielen Menschenkennern nach, in drei Schichten resümieren: der Leib, die Seele, der Geist (ITes 5,23). Hl. Irenäus faßt den Gedanken des Apostels Paulus zusammen: „Erst die Vereinigung und Zusammenfügung allen diesen Elementen ergibt den vollkommenen Menschen.”35 36 Wie schwierig ist es, diese drei Bestand­teile zu verbinden, können wir aus verschiedenen anthropologischen Entwürfen erkennen, die meistens nur eine Dimension in den Vorder­grund stellen oder in der Verteidigung einer Dimension die anderen un­terschätzen. Nur die Beachtung des perichoretischen Grundsätzen kann Verhältnisse wiedereinsetzen, bei denen jede einzelne Dimension voll­kommen zur Geltung kommt und beim Bilden der menschlichen Persön­lichkeit ihr unentbehrliches Teil beitragen kann. Nur vollkommen realisierte Dimensionen können zum vollständig realisierten Menschen beitragen. Diese Urbestandteile können sich aber nicht unabhängig vone­inander realisieren, sondern nur miteinander, in ihrer Einstellung zuei­nander. Das richtige Verhältnis zwischen ihnen könnten wir das 35 Vgl. A. DUPLEIX, Dio-Trinitä. Una chiave di lettura per un nuovo dialogo con l’uomo contemporaneo, in: Nuova umanità 19 (1997) Heft 1, 145-163. 36 Irenäus, Adv. haer. 5,6: vgl. 5,9 und ff.

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