Folia Theologica 9. (1998)
Helmuth Pree: Grundfragen des Rechts und der Verwaltung - kirchlichen Vermögens
GRUNDFRAGEN DES RECHTS 63 2) Kirchengut (“bona ecclesiastica”) Der Begrifcf bona ecclesiastica ist durch vier Wesensmerkmale gekennzeichnet: (1) Es muß sich um bona temporalia (im Unterschied zu bona spiritualia) handeln. (2) Diese zeitlichen Güter müssen der Gesamtkirche, dem Apostolischen Stuhl (vgl. c. 113 § 1) oder einer anderen persona iuridica publica (c. 116) in der Kirche zugehören. Die bereits unter der Geltung des CIC/1917 (dem die begriffliche Differenzierung in persona iuridica publica und privata noch nicht bekannt war) bestehenden oder errichteten juristischen Personen sind als öffentliche anzusehen. In Zweifelsfällen muß von der zuständigen Autorität Klarheit geschaffen werden bei solchen kirchlichen Rechtsträgern, die gemäß CIC/1983 in privater oder öffentlicher Form bestehen können. Eine Änderung des Rechtsstatus gegen den Willen der betroffenen juristischen Person wäre allerdings mit Rücksicht auf die Autonomie der juristischen Person unzulässig.23 Dies muß in beiden Richtungen gelten, für die Umwandlung einer privaten in eine öffentliche juristische Person und einer öffentlichen in eine private.24 In der CIC-Revision gab es bezüglich der Qualifikation und der Zuordnung des Vermögens privater juristischer Personen bis zum Schema 1980 erhebliche Unsicherheiten.25 Ausschlaggebend für die Fest23 Vgl. Winfried SCHULZ, MK c. 1257, Rdn. 3. 24 Das ABI ÖBK 1 (1984) 7, Punkt 15 enthält folgendes (nicht rekognosziertes) Dekret: "Die österreichische Bischofskonferenz hat für die dem Diözesanbi- schof unterstehenden Rechtspersonen bestimmt, daß es sich bei künftig zu errichtenden Rechtspersonen immer um eine öffentliche kirchliche Rechtsperson handelt, es sei denn, im Einzelfall wird der private Charakter in der Errichtungsurkunde festgestellt. " 25 Zunächst war vorgesehen, daß Vermögen jedweder, also auch der privaten juristischen Personen als Kirchengut (bona ecclesiastica) zu qualifizieren: “Non obstante distinctione iam ab alio coetu introducta inter personas canonicas publicas et privatas, censuit coetus noster bona patrimonialia omnia ad utramque personarum speciem pertinentia aequa ratione 'ecclesiastica’ habenda esse" (Communicationes 5 [1973] 96). Das Schema 1977 (De iure patrimoniali) hatte aus folgenden Gründen die Definition von Kirchengut (bona ecclesiastica) überhaupt fallengelassen: "Animadvertere enim iuvabit in Titulo de personis iuridicis ... duplicem categoriam personarum iuridi- carum, publicarum scilicet et privatarum, introductam esse, et ideo diversum regimen ipsorum bonorum praevideri debet, cum proprium personae canonicae privatae sit ut non nomine Ecclesiae agat, ideoque eius bona nec dici ecclesiastica illo stricto sensu ac bona aliarum personarum iuridicarum publicarum possunt. Ex hac ratione opportunum visum est evitare connotationem ecclesiastica