Folia Theologica 9. (1998)

Helmuth Pree: Grundfragen des Rechts und der Verwaltung - kirchlichen Vermögens

64 H. PREE legung des Begriffes bona ecclesiastica auf die persona iuridica publica war das unterschiedliche rechtliche Wesen der öffentlichen und privaten juristischen Personen. Nur die ersteren handeln in einem juristischen Sinn nomine Ecclesiae (c. 116 § 1). Nur in den personae iuridicae pub­licae und durch sie handelt die Kirche als rechtlich verfaßte Institution. Daher bedarf es der autoritativen Errichtung mit der Verleihung der öf­fentlichen Rechtspersönlichkeit und der amtlichen Beauftragung. Der Vollzug ihrer Aufgaben muß sich im festgesetzten Zuständigkeitsbereich nach Maßgabe des Rechts bewegen.26 Durch die strengere Anbindung der persona iuridica publica an die kirchliche Autorität verliert sie weder ihr Eigentumsrecht (vgl. c. 1256) noch die Kompetenz zur selbständigen Verwaltung ihres Vermögens (vgl. c. 1279).27 (3) Die Vermögenswerte müssen einer öffentlichen juristischen Per­son zugehören (pertinere): Das rechtliche Zugehörigkeitsverhältnis der Sachen oder Rechte zur kirchlichen juristischen Person kann, je nach Art dieser Vermögenswerte (bona corporalia oder incorporalia', dingliche Rechte oder obligatorische Rechte usf.) in grundsätzlich all jenen rechtlichen Zugehörigkeitsverhältnissen bestehen, die die jeweilige zivile Rechtsordnung für derartige Vermögenswerte vorsieht: etwa Eigentum oder sonstiges dingliches Recht; schuldrechtlicher Anspruch (z. B. auf Schadenersatz, auf Darlehensrückzahlung usf.). Kirchenvermögen (bona ecclesiastica) erschöpft sich daher nicht in Kircheneigentum. (4) Die kirchliche Zweckbestimmung der zeitlichen Güter wird in c. 1257 nicht explizit als Definitionsmerkmal für bona ecclesiastica genannt. In der Literatur wird die Frage unterschiedlich beantwortet, ob die Zweckbindung Definitionsmerkmal des Kirchenvermögens sei.28 Die cum agitur de bonis (ut in can. 1497, § 1 CIC fit) sive quia non univoce ap­plicari possit ad personas iuridicas publicas et privatas, sive quia facilem generare posset confusionem omnia bona eodem modo Ecclesiae pertinere, sive denique quia sensibilitati hodiernae minus congrua sit” (Schema 1977, Typ. Pol. Vat. 1977, 282). Vgl. zu dieser Diskussion Federico R. AZNAR GIL, La administración de los bienes temporales de la Iglesia, Salamanca 21993, 45-54. 26 Vgl. Winfried SCHULZ, MK c. 1257, Rdn. 2; Velasio DE PAOLIS, Art. Béni ecclesiastici (Anm. 8) 100. 27 “Auctoritates enim ecclesiasticae non possunt disponere de bonis persona­rum iuridicarum suae iurisdictioni subiectarum, nisi ad normam legis”: Communicationes 12 (1980) 398. Diskussion zum Schema 1977 über den jetzigen c. 1256. 28 Verneinend unter anderem Gerhard FAHRNBERGER, Das Zweite Vatikáni-

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