Folia Theologica 9. (1998)

Viktor Papež OFM: Die nationalen Minderheiten in den kirchlichen Dokumenten

DIE NATIONALEN MINDERHEITEN 43 Minderheiten und ihrer Rechte und Pflichten gewidmet.36 Der Papst nennt sich selbst “Verteidiger des Menschen”.37 Weil “der Mensch der Weg der Kirche ist”,38 wird die Kirche ihre Bestrebungen für die Verteidigung der Menschenrechte weiterführen.39 Es ist nahezu unmöglich, alle Reden Papst Johannes Pauls II. aufzu­zählen, in denen er über die nationalen Minderheiten spricht und sich für die Anerkennung ihrer Grundrechte einsetzt.40 In der letzten Zeit wuchs durch sie in den Menschen das Bewußtsein und die Verantwortung, daß man auch die kollektive Identität der nationalen Minderheiten schützen muß. Die Gefährdungen des Friedens in der Welt entstammen in erster Linie der Verletzung der legitimen Rechte nationaler Minderheiten.41 Die genannte Botschaft zum Friedenstag ist das erste amtliche Doku­ment der Kirche, das ausschließlich die Probleme der nationalen Minder­heiten behandelt. Es ist eine Art “magna charta” für die Minderheiten. Schade, daß diese Botschaft in der Öffentlichkeit kein größeres Echo fand,42 denn fast in jedem Staat Europas gibt es nationale Minderheiten. Der Papst erwähnt zwei Prinzipen, die bei der Regelung des Problems der nationalen Minderheiten helfen können: Das erste Prinzip betrifft die Beziehung der Gesellschaft zu den Minderheiten. Die unzerstörbare Würde jeder menschlichen Person verlangt die Achtung von ethnischen, rassischen, kulturellen religiösen und nationa­len Verschiedenheiten. Dieses Prinzip verlangt den Schutz der kollekti­ven Identität der Minderheit; diese wiederum muß genauso die Identität des Mehrheitsvolkes achten. Die Minderheit darf nicht mit den unver­antwortlichen Taten der einzelnen oder einer Gruppe, die ihr angehören, identifiziert werden. Das zweite Prinzip betrifft die Einzigartigkeit des Menschenge­schlechts. Die ganze Menschheit ist wie eine Familie. Die einzelnen, die Gruppen und die Nationen müssen die Verschiedenheit in der Einheit respektieren. Bei diesem Prozeß sollen sie die Verschiedenheit der an­36 Johannes Paul II., “Friedensbotschaft zum Neujahrstag'', 1.1. 1989. 37 Johannes Paul II., “Ansprache”, 9. 5. 1980, in AAS 72 (1980) 523. 38 Johannes Paul II., Encycl. “Redemptor Hominis”, n. 14, in AAS 71 (1979) 285 39 Johannes Paul II., “Ansprache”, 25. 1. 1979, in AAS 71 (1979) 156. 40 F. BIFFI, I diritti umani da Leone XIII a Giovanni Paolo II: dottrina e prassi, 199-243. 41 R. Card. ETCHEGARAY, “La presentazione del Messaggio del Santo Padre per la giornata mondiale della pace 1989”, in L’Osservatore Romano, 8-9. 12. 1988, 42 V. PAPEZ, Per costruire la pace, 653.

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