Folia Theologica 8. (1997)
Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars
52 A. STRUKELJ Balthasar sagt: “Die Sprache des Fleisches, die auch Jesus spricht, ist die Sprache des leiblichgeistigen Menschen, der als vergängliches, allseits bedürftiges und bedrohtes Geschöpf die Mitte der Schöpfung Gottes bildet und der zu anderen Menschen spricht. (...) Als konkreter Mensch, der Jesus ist, redet er anders und viel reicher, seine Sprache gleicht einer Orgel mit vielen Registern, und er wird nacheinander sich all dieser Register bedienen”.37 Man kann drei Hauptsphären unterscheiden: Jesus selber wird als der “Ausdruck” (Hebr 11,3), als das “Bild” (2Kor 4,4; Kol 1,15) und als das “Wort” (Joh l.lf) bezeichnet. Diese drei Grundformen der Sprache werden ausreichend beschrieben. Aber in der Offenbarung Gottes geht es um viel mehr als um ein Problem der Sprache: Gott offenbart den Menschen durch seinen Sohn eine Tat, von der die erklärende Rede nur ein Teil ist. Diese allmächtige und “schweigende Tat”38 hat den Vorrang vor allen gesprochenen Worten, denn er, der menschgewordene Logos ist die personhafte Offenbarung Gottes. Deswegen darf nicht verwundern, daß Jesus dreißig Jahre verborgen gelebt und nur knapp drei Jahre gewirkt und gepredigt hat. Schon im Alten Testament besagt “dabar” für uns erstaunlicherweise sowohl “Wort” wie “Sache”, “Begebenheit”, “Ereignis”, “Gottes Wort ist seine freie, souveräne, begnadende und einfordernde Tat... Mit der Macht einer Bombe kann ’der Herr ein Wort gegen Jakob schleudern, und dieses fällt auf Israel’ (Jes 9,7)... Vom Alten Bund her ist eindeutig, daß die Bezeichnung ’Wort’ fiir Jesus mehr meint als bloße Rede, vielmehr einen totalen ’Ausdruck’ Gottes mit dem Schwergewicht auf einer herrscherlichen Tat”.39 Das Wesentliche an der Selbstaussage Gottes in Jesus Christus ist eigentlich die lebendige Wirklichkeit des Mit-Seins: er ist Emmanuel, Gott- mit-uns. Die übergroße, erbannende Liebe “zwang” den Sohn Gottes, Mensch zu werden; und darin wurde die Menschenfreundlichkeit Gottes kund. Das Wort Gottes wird Fleisch, nicht um zu uns zu reden, sondern um unter uns zu “wohnen” (Joh 1,14), wörtlich “sein Zelt aufzuschlagen”, in einer viel intimeren Weise, als dies mit dem Zelt in der Wüste geschah (Ex 25,8f). “Das Wundersame liegt in seinem 37 Ebd., 225. 38 Ebd., 251-255. 39 Ebd., 261.