Folia Theologica 8. (1997)

Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars

DIE CHRISTOLOGIE 49 Aszese, sondern insbesondere für die Theologie der Mystik”.20 Was kann eine echt inkarnatorische christliche Spiritualität dem Anspruch der außerbiblischen Aufstiegsschemata an Gültigem entgegensetzen? Die Überholung dieser Irrwege gelingt nur in der Schau der Offenbarungsgestalt. Es gilt im Wort auch die Dimension des Schweigens zu entdecken. “Schweigen gehört zum Wesen und schätzt es” — sagt Max Picard.21 Vielleicht ist die beste Illustration der Überwindung des Umwortes durch das Überwort Ignatius von Antiochien. Für ihn ist Gott der, “der sich geoffenbart hat durch seinen Sohn Jesus Christus, der sein aus dem Schweigen hervorgegangenes Wort ist” (Magn. 8.2). In der Stille Gottes wurden “drei laut rufende Geheimnisse vollbracht: Marias Jungfrauschaft, Jesu Geburt und sein Tod” (Eph 19, l).22 Das gesprochene Wort “bleibt ein geringer Teil des Überwortes, durch das Gott sich in Jesus ausspricht. Menschliches Schweigen ist durchaus ein Teilaspekt dieses Gesamtwortes, wie auch das Gesamtwort in sich das Geheimmis des göttlichen Schweigewortes einbirgt”.23 Logos als Wort und Ausdruck des Vaters Der Prolog des Johannesevangeliums bezeichnet die Person Jesu Christi als das Wort, den Logos Gottes (Joh 1,1.14; lJoh 1,1). Daß der Sohn das Wort Gottes ’des Vaters, ist, bedeutet: Das Wort Gottes ist grundlegend das ureigene, ewige Wort des Vaters, in welchem sich der Vater vollkommen aussagt. “Der Vater hat sich im Sohn ausgedrückt, weil er die unfaßliche Kraft hat, in einem andern als er selbst der gleiche Gott zu sein”.24 Von Ewigkeit her, vor aller Schöpfung spricht der Vater sich aus im Sohn. Dieses Wort ist so wirklichkeitserfüllt, daß die ganze göttliche Wirklichkeit des Sprechenden darin einströmt; es steht ihm als subsistierendes, personhaftes Wort so gegenüber, daß es als Wort vom Vater her nur in der unendlichen Intensität der Rückbeziehung auf den Vater sein kann. Der Sohn als Wort ist die vollkommene Antwort und Entsprechung zum Sprechen des Vaters. Er ist dadurch Vater, daß er sich 20 Ebd.,102. 21 Ebd.,104. 22 Zitate ebd., 107f. 23 Ebd., 109. 24 H II, 1,353.

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