Folia Theologica 8. (1997)

Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars

DIE CHRISTOLOGIE 47 Jesus als “Wahrheit” bezeugt die übergroße Liebe des Vaters, der “die Welt so sehr geliebt hat, daß dieser seinen eingeborenen Sohn dahingab” (3,16). Dabei kann er “Wahrheit” nur sein, wenn er nicht nur der vom Vater Hingegebene ist, sondern diese Hingabe in sich selbst vollzieht: “Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe... Ich gebe es von mir aus hin. Ich habe die Macht, es hinzugeben” (10,18). Aber wer soll verstehen, daß hier eine Einheit zweier Bezeugenden besteht: “Ich bin es, der von mir zeugt, und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt für mich” (8,18)? Nur “der Geist der Wahrheit” (Uoh 4,6) kann uns diese Wahrheit auslegen. Dieser wird zum Mit-Zeugen der Kreuzeshingabe, wo die Auslegung des Sohnes “vollbracht” ist (19,30): “Auch der Geist gibt Zeugnis, denn der Geist ist die Wahrheit” (Uoh 55,6). Das ist entscheidend wichtig: Jesus als der Ausleger des Vaters will das eigene Werk nicht selber weiterführen. Er überläßt diese Exegese in einer unbekümmerten Sorglosigkeit dem Heiligen Geist: “Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit einführen, denn er wird nicht von sich selber reden, sondern... aus dem Meinigen nehmen und es euch verkünden” (Joh 16,13f). Diese Auslegung wird keine neue Wahrheit über das Vollbrachte und über das “Kommende” liefern, sondern eine neue “Erinnerung” an die unausschöpfliche Tiefe der Auslegung Jesu sein: “So ist die eine Wahrheit die Auslegung des Vaters durch den Sohn, die ihrerseits durch den Geist ausgelegt wird, schließlich eine trinitarische Wahrheit, aber als aletheia (Enthüllung) eine in der Welt und für die Welt enthüllte, und anders als von dieser für die Welt enthüllten Wahrheit her, in keiner Ablösung von ihr, kann von der göttlichen (immanenten) Trinität gar nicht gesprochen, über sie gar nicht gedacht werden”.15 In diesem Zusammenhang des johanneischen Einstieges verweist der Autor auch auf die Nahtstellen, die alle drei Flügel miteinander verbinden. “Herrlichkeit” und “Güte” stehen im innigsten Zusammenhang mit der Wahrheit: “Wir schauten seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des Einziggeborenen vom Vater her, voll Gnade und Wahrheit” (Joh 1,14). Beachtlich ist, daß Jesus angesichts des Kreuzestodes das “gute” oder “herrliche” Bekenntnis vor Pilatus ablegte 15 Ebd.,16.

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