Folia Theologica 8. (1997)
Péter Erdő: Das oberste Patronatsrecht der ungarischen Könige in der Forschung von Vilmos Fraknói
160 P. ERDŐ Fraknói’s nicht aufzählt9, wird der Band über das ungarische königliche Patronatsrecht im von Antal Áldássy geschriebenen Nekrolog des Verfassers als die wichtigste rechtsgeschichtliche Arbeit Fraknói’s erwähnt10. Zu Recht betont Áldássy, daß die Untersuchungen über die ungarische Rechts- und Verfassungsgeschichte eine besondere Gruppe darstellen. Es genügt hier anzudeuten, daß die Ungarische Akademie der Wissenschaften die Buchreihe „Denkmäler des Ungarischen Parlaments” auf Fraknói’s Initiative angefangen hat. Er war auch der Herausgeber der ersten sieben Bände. In den Einleitungen der einzelnen Bände behandelt er die Geschichte der ungarischen Reichstage des 16. Jahrhunderts. Er hat kleinere Abhandlungen über den Ursprung und die Entwicklung des Amtes des Palatins und des Landesrichters, sowie eine Biographie des großen Rechtsgelehrten István Verböczy geschrieben11. Aus der Reihe dieser wichtigen Werke ragt die große Monographie hervor, in der der Verfasser die Geschichte des obersten Patronatsrechts der ungarischen Könige von der Zeit Sankt Stefans bis zu Maria Theresia behandelt. Zur Verfassung dieses Werkes wurde Fraknói von seinen Forschungen in römischen Archiven veranlaßt. Das Buch selbst, zusammen mit der später herausgegebenen Dokumentensammlung, ist größtenteils in der ewigen Stadt geschrieben worden12. Der Schwerpunkt der archivalischen Forschungen des Verfassers war bekanntlich die Arbeit im Vatikanarchiv. Außer den großen „Monumenta”-Reihen ist auch diese Monographie und die einschlägige Dokumentensammlung ein Ergebnis dieser römischen Arbeiten. In diesem Werk sucht der Verfasser eine Antwort auf wichtige Fragen des kanonischen Rechtes und des ungarischen öffentlichen Rechtes mit Hilfe des Bestandes des von Leo XIII. für die Forschung 1880 eröffneten, aber in seinem Namen das Wort „geheim” bis zu unserer Zeit tragenden Vatikanarchivs (Archivio Segreto Vaticano). Hier soll angemerkt werden, daß Fraknói den Lateranregister und den Supplikenregister im Thema des obersten Patronatsrechts von einer besonderen Hoffnung motiviert durchforscht hat. Diese Register wurden dann 1892 vom Lateranpalast in das Vatikanarchiv überführt13. 9 Magyar Életrajzi Lexikon, I, Budapest 1967, 535. 10 ÁLDÁSSY, A., Fraknói Vilmos (1843. február 27. — 1924. nov. 20.), in Századok 58 (1924) 839. 11 FRAKNÓI, V., Verböczy István, Budapest 1899. 12 Vgl. ÁLDÁSSY 839. 13 Vgl. Archivio Segreto Vaticano, in Annuario Pontificio per l'anno 1993, Città dei Vaticano 1993, 1768.