Folia Theologica 7. (1996)

Anton Strukelj: Von der Sitzenden zur knienden Theologia

28 Anton STRUKELJ 1,18) ist die ursprüngliche Rede Gottes von Gott (theo-logia)^. Nur von diesem Ur-Fundamentum her kann es eine christliche Theologie geben. Der echte Fortschritt kann nur aus den tiefen Quellen hervorsprudeln; nicht nur aus den immerjungen Quellen der Heiligen Schrift, sondern auch aus der Jungbrunn der patristischen Theologie33 34. Welchen Reichtum enthält doch Thomas, verglichen mit dem Gerippe eines heutigen Lehr­buchs. Das grundlegende Gesetz für alle kirchliche Reform heisst: “Reform aus dem Ursprung”35 und ebendamit Reform aus der Einsamkeit 36 und aus der Heiligkeit. Dieses Grundgesetz weist auf das Programm hin: Zu­rück zu den Quellen! Tatsächlich “zehrt alle Theologie der Kirche von jener Epoche, die von den Aposteln bis ins Mittelalter reichte, und in welcher die grossen Theologen Heilige waren. Hier legten Leben und Lehre, Orthopraxie und Orthodoxie, sich gegenseitig aus, befruchteten sich und bezeugten einander. In der neuen Zeit haben sich Theologie und Heiligkeit, zum grossen Schaden beider, auseinander entwickelt”37. Die heutige Zeit braucht eindeutig Heilige, jene “Gestalten, an denen man sich wie an Leuchtürmen orientieren kann”38. Gott schenkt ja zu jeder Zeit solche Gnaden. “Vielleicht fehlt es heute weniger an Heiligen selbst, als an solchen, die ein Auge und ein Ohr für ihr Dasein und ihre Bot­schaft haben. Wo Schallwellen nicht von einem Gehörgang empfangen werden, ergeben sie keinen Ton, geschweige Musik”39. 33 Theologie und Heiligkeit, in IkZ Communio 16 (1987), S. 483. 34 Hans Urs von Balthasar zitiert oft den Satz von Irenaus: “Von der Kirche haben wir den Glauben erhalten und hüten ihn sorgfältig, denn immerfort wird er vom Heiligen Geist wie ein in einem kostbaren Gefäss Hinterlegtes verjugendlicht und er lässt auch das Gefäss, das ihn enthält, sich mitverjugendlichen” (Adv. Haer. 111,24,1): Kind und Tod, in Homo creatus est. Skizzen zur Theologie V, Johannes Verlag Einsiedeln 1986, S. 179. 35 So lautet Balthasars Monographie über Romano Gaurdini, Kösel Verlag München 1970. 36 Einsamkeit in der Kirche, in Pneuma und Institution. Skizzen zur Theologie IV, Jo­hannes Verlag Einsiedeln 19974, S. 281. 37 Schwestern im Geist. Therese von Lisieux und Elisabeth von Dijon, Johannes Ver­lag Einsiedeln 41990, S. 22; vgl. Herrlichkeit I, Johannes Verlag Einsiedeln 31988, S. 578f. 38 Cordula oder der Ernstfall, Johannes Verlag Einsiedeln 41987. S. 131 f. 39 Zugänge zu Christus, in Wer ist Jesus Christus? Hrsg, von J. Sauer, Herder, Frei- burg-Basel-Wien 1977, S. 9-25, hier: 21.

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