Folia Theologica 7. (1996)
Anton Strukelj: Von der Sitzenden zur knienden Theologia
VON DER SITZENDEN ZUR KNIENDEN THEOLOGIE 27 einzigartigen, inhaltlich und methodisch unvergleichlichen Sache gerecht wird”29. Die gelebte Teologie der Heiligen wurde immer im Gebet geboren und hat das Gebet befruchtet. “Theologie ist etwas, das ohne Gebet nicht geht. Wenn Theologie nicht Gebet ist, aus dem Gebet herauskommt und dazu hinführt, ist sie zu nichts nütze”30. In der Theologie ist nichts denkenswert, was nicht Gegenstand eines Gebets werden kann. Heiliger Bernard hat das lapidar ausgedrückt: “Keine Theologie ohne Gebet”. Hans Urs von Balthasar bekennt sich zu diesem Axiom und führt noch andere Vertreter der betenden Theologie an: Theologie “war fraglos betend bei den Vätern, bei Augustin, Beda und Anselm, und in der blühenden Mönchstheologie des 12. Jahrhunderts bis hin zu Bonaventura, und dann wieder bei den grossen Denkern der Neuzeit, Pascal, Kirkegaard, Newman. Sie war hier notwendig auch ’bekennende Theologie’. Die ’rationale’ Theologie, die nicht erst mit Thomas beginnt, sondern, gleichsam nebenher, von den Vätern zur Verteidigung des Glaubens gegen Irrlehren betrieben werden musste, die im ordentlichen Durchlichten der innern Einheitstextur des Glaubens besteht (’sapientis est ordinare'), kann nichts anders sein als eine unentbehrliche Vorstufe zur betenden und bekennenden Theologie”31. Von der Zusammengehörigkeit der beiden “Schwestern” ganz und gar überzeugt prägt von Balthasar jenes berühmte Wort von der “knienden und sitzenden Theologie”: “Die Theologie war, solange sie eine Theologie der Heiligen war, eine betende, eine kniende Theologie. Darum ist ihr Gebetsertrag, ihre Fruchtbarkeit für das Gebet, ihre gebetszeugende Macht so unsagbar gewesen. Irgendeinmal geschah die Wendung von der knienden Theologie zur sitzenden Theologie”32. Heiligkeit als Wesen der Theologie Den Ausweg aus dieser Sackgasse der sitzenden und damit steril gewordenen Theologie sieht von Balthasar im Besinnen auf das Wesen der Theologie. Jesus Christus in seiner Auslegung des Vaters (exegesis, Joh 29 Ebd.,223f. 30 Theologik III. Der Geist der Wahrheit, Johannes Verlag Einsiedeln 1987, 330 und 337. 31 TL III, 337. 32 Theologie und Heiligkeit, in VC, 224.