Folia Theologica 7. (1996)

Anton Strukelj: Von der Sitzenden zur knienden Theologia

26 Anton STRUKELJ den Rückgabe an Gott”24 Deswegen heisst beten: frei sein und still sein zu Gott, “in liebevoller Verehrung und verehrender Liebe mit seinem ganzen Wesen” dem Verstehen entgegenharren. “Wenn ich zu verstehen vermag, sage ich Dank, wenn nicht, dann beuge ich das Haupt in Ver­ehrung”25. Die Erkenntnis Gottes wird durch die totale persönliche Hin­gabe ermöglicht und auch gesteigert. Theologische Vernunft beginnt und endet im Gebet. “Das Dasein der Heiligen ist gelebte Theologie”26. Die Heiligen hängen am Munde des Herrn, am Wort der Offenbarung. Sie wollen nichts wissen, als was Gott ihnen sagt. Sie wollen sich vom Ereignis des Hörens der Offenbarung kein Nu entfernen. Sie sind Gott gegenüber in einem Verhältnis der Ausschliesslichkeit. Sie wollen alles, auch das, was sie schon wissen, von ihm hören, als wenn sie noch nie davon gehört hätten. Die Heiligen “wollen stets empfangen, das heisst Betende sein. Ihre Theologie ist wesentlich ein Akt der Anbetung und des Gebets”27. Das gilt ausnahmslos für das christliche Denken. Anselm von Canter­bury sagte: “Ich kann dich nicht suchen, wenn du es nicht lehrst, noch finden, wenn du es nicht zeigst”. Betend nähert sich Anselm dem Ge­heimnis, betend unternimmt er auch seine abstraktesten Untersuchungen über Gott und seine Eigenschaften. So ist “das Gebet die einzige sachli­che Haltung vor dem Mysterium. Über diese Haltung des Gebets kommt auch die Haltung der Erkenntnis nicht hinaus”28. Die Erkenntnis darf sich nie von der Gebetshaltung entfernen. Es gibt in der Theologie keine Untersuchung, die nicht notwendig den Atem dieses betenden Suchens ausströmen müsste. “Gebetete Theologie heisst nicht ’affektive’ Theolo­gie im Gegensatz zu eigentlicher, streng-wissenschaftlicher. Gerade das nicht. Anselms oder Alberts exakte und oft sehr abstrakte Unter­suchungen, von Thomas ganz zu schweigen, widerlegen diese oberfläch­liche Antithese. Es soll scharf und richtig gedacht werden. Aber es soll auch sachgerecht gedacht werden, nämlich so, dass man dieser einen, 24 Summa Summarum, in Spiritus Creator. Skizzen zur Theologie III, Johannes Ver­lag Einsiedeln 1967, 329. 25 Herrlichkeit. Eine theologische Aesthetik, Bd. 11,1, Johannes Verlag Einsiedeln 1962, 222. 26 Theologie uncl Heiligkeit, in VC, 220. 27 Ebd., 222. 28 Ebd., 223. /

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