Folia Theologica 7. (1996)

Anton Strukelj: Von der Sitzenden zur knienden Theologia

VON DER SITZENDEN ZUR KNIENDEN THEOLOGIE 25 evangelische Wahrheit gezogen ist, wagen es nicht mehr, an der echten und notwendigen Auslegung des Dogmas als Gleichberechtigte mitzuar­beiten. Sie überlassen das Dogma der prosaischen Arbeit der Schule und werden zu Lyrikern"20. Die gegenseitige Entfremdung beider kirchlicher Welten führte zu ei­ner katastrophalen Verarmung, die besonders in der Verkündigung spür­bar ist. Hans Urs von Balthasar behauptet: “Die heute den modernen Heiden das Evangelium zu predigen haben, fühlen stärker als die Profes­soren auf ihren Kathedern diese Verarmung. Sie schauen sich nach der Instanz um, die ihnen ungeteilt und auf einmal die Weisheit und die Heiligkeit zeigte. Sie suchen den lebendigen Organismus der kirchlichen Lehre und nicht diese seltsame Anatomie: auf der einen Seite die Kno­chen ohne Fleisch: die überlieferte Dogmatik, auf der anderen Seite das Fleisch ohne Knochen: jene ganze fromme Literatur, die aus Aszetik, Spiritualität, Mystik und Rhetorik eine auf die Dauer unverdauliche, weil substanzlose Kost vermittelt”21. Die Heiligen als gelebte Theologie Diese verheerende Situation kann nur durch eine ernste Neubesinnung auf das Wesen der Theologie überwunden werden. Mit der Theologie ist hier die zentrale Wissenschaft der Dogmatik gemeint. “Der Inhalt der Dogmatik ist die Offenbarung selbst”22. Die Dogmatik hat ihr Zentrum genau dort, wo die Offenbarung selbst das ihrige hat. Die Heiligen ver­lassen niemals ihr Zentrum in Christus. Sie “bleiben” in Christus auch, wenn sie ihren Auftrag in der Welt erfüllen. “Die wahre Theologie, die Theologie der Heiligen, fragt im Glaubensgehorsam, in der Ehrfurcht der Liebe, und immer das Zentrum der Offenbarung visierend, welche Denk­weise dazu angetan ist, den Sinn der Offenbarung selbst zu erhellen”23. Für Balthasar existiert Theologie —- in der Theologie der Heiligen vor­bildhaft verwirklicht — allein “im Akt des Hörens und Gehorhens, unter dem Wort und unterwegs zu seiner Befolgung, Verkündigung und beten­20 Ebd., 207. 21 Ebd., 208. 22 Ebd., 210. 23 Ebd., 212. \

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