Folia Theologica 6. (1995)

Gábor Adriányi: Warum und wie verließ Kardinalprimas József Mindszenty 1971 die amerikanische Botschaft zu Budapest?

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G. ADRIÁNYI

sind in Haft. Auch unter jenen Oberhirten, die noch an ihrem Sitz sind, sind einige amtsbehindert”. Zu seinen Überlegungen führte er noch hinzu: „Ich bin bereit, mein Vaterland zu verlassen, um 1. meinen Gehorsam zu zeigen, 2. um meinen Gastgebern nicht zur Last zu fallen, 3. um die in der Welt zerstreuten Ungarn zu betreuen. Aber ich bitte inständig darum, mein Amt behalten zu dürfen”. Als seine Wünsche, Bedingungen anläßlich des Verlassens Ungarns zählte er auf: die Freilassung der zwei inhaftierten Diözesanbischöfe und der drei Koadjutoren sowie ihre erneute Amstübernahme, die Ernennung neuer Bischöfe, jedoch nicht vom Staatskirchenamt vorgeschlagener Friedernspriester, eine Garantie zum Wiederaufbau der Kirche „Regnum Marianum” zu Budapest, eine Generalamnestie aller Gefangenen, die wegen der Ereignisse von 1956 verurteilt wurden sowie aller Gefangenen über 65 Jahre, schließlich das Verbot der Abtreibung. Er dachte, er müsse diese Bedingungen auf alle Fälle stellen, damit er nicht des Egoismus beschuldigt werden könne, er „rette sich und habe im Interesse der unzähligen Leidenden und für sie kein einziges Wort übrig”.

Am 7. September 1970 und 23. Juni 1971 war Kardinal König wieder bei ihm56. Bei diesem letzten Besuch kündigte er die Ankunft des Prälaten József Zágon, früher Kanzleidirektor des Bistums Raab, nunmehr Domherr der Basilika Santa Maria Maggiore zu Rom, als speziellen Abgesandten des Papstes an. Prälat Zágon, dessen ungarische Staatsbürgerschaft bei seiner Flucht 1949 aberkannt wurde, kam in Begleitung von Msgr. Cheli an und führte am 25., 26. und 27. Juni 1971 lange Verhandlungen mit dem Primas. Darüber erstellte er die folgende Promemoria:57

PRO MEMORIA

Betrifft: Besuch bei Kardinal József Mindszenty, dem Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom in der Amerikanischen Botschaft am 25., 26. und 27 Juni 1971.

Msgr. Giovanni Cheli überreicht dem Herrn Kardinal das Geschenk des Hl. Vaters, den ersten Band des neuen Breviers und übermittelt die

56 N.J. 7. Sept. 1970, S. 451 und 23 Juni 1971, S. 457.

57 Mindszenty zitiert in seinen „Erinnerungen" (Berlin, 1974), S. 393-397 ausführlich dieses Protokoll. Anhand des hier vorgenachgeprüft werden, daß der Kardinal den Inhalt der Verhandlungen wahrheitsgetreu wiedergab. Protokoll im Besitz des Verfassers.