Folia Theologica 6. (1995)
Gábor Adriányi: Warum und wie verließ Kardinalprimas József Mindszenty 1971 die amerikanische Botschaft zu Budapest?
WARUM UND WIE VERLIEß MINDSZENTY 85 Grüße von Kardinalstaatssekretär J. Villot und Erzbischof Msgr. A. Ca- saroli. Nach einem kurzen Gespräch entfernt sich Msgr. Cheli. Msgr. József Zágon, von dessen Entsendung Kardinal Mindszenty durch Herrn Kardinal König informiert war, übermittelt die liebevollen Befürchtungen des Hl. Vaters hinsichtlich des persönlichen Schicksals des Kardinals. Dieser möchte das Problem dadurch entschärfen, daß er dem ganzen Fragenkomplex zu einer Lösung verhilft. Die mit dem hohen Alter verbunden Schwächen, eventuelle Krankheiten, die notwendigen Kuren, Behandlungen, operativen Eingriffe können kaum durch die Botschaft gewährleistet werden, geschweige denn von den Schwierigkeiten seitens des politischen Asylrechtes im Falle einer schweren Erkrankung oder des Todes. Das Verlassen der Botschaft würde Seiner Eminenz neue Möglichkeiten erschließen, der ungarischen Kirche sowohl in ausländischer wie inländischer Hinsicht wertvolle Dienste zu erweisen. Auch könne er durch die Rettung seiner Memorien und deren Publikation das bessere Verständnis des Schicksals der ungarischen Kirche und Nation fördern, insbesondere im Hinblick auf das Jubeljahr des Hl. Stephans und der Tausendjahrfeier des ungarischen Christentums. Das Nunmehr zu lange andauerne Unfreisein Seiner Eminenz, vor allem jedoch ein Tod in der gegenwärtigen Lage würde sich auf sein persönliches Prestige, das auch in kirchlicher Beziehung wichtig sei, nachträglich auswirken. Die Welt ist vergeßlich und kann schwer seinen Aufenthalt in der Botschaft als ein für die Kirche notwendiges Opfer würdigen. Der Hl. Vater denkt hingegen an eine Lösung, die das Opfer Eurer Eminenz in ein neues Licht stellt, damit dieses vor der Weltöffentlichkeit in der moralischen Tragweite noch mehr wächst, damit Eminenz von den Verdiensten nichts verliert und als Vorbild für die ganze Kirche dient. Kardinal Mindszenty dankt mit kirchlicher Huldigung für das Interesse, das Wohlwollen des Hl. Vaters hinsichtlich seiner Person und der ungarischen Kirche. Wie immer, so auch jetzt, ist er bereit, seine persönlichen Angelegenheiten dem Interesse der Kirche unterzuordnen. Er bittet um Mitteilung jener Bedingungen, unter welchen die Lösung seiner Angelegenheiten möglich sei. Zágon: 1.) Die Eigenschaft Eurer Eminenz als Primas und Erzbischof von Esztergom bleibt unbeberührt. Eminenz mögen die mit dieser Eigenschaft verbundenen Rechte und Pflichten suspendieren und sich nicht