Folia Theologica 6. (1995)
Gábor Adriányi: Warum und wie verließ Kardinalprimas József Mindszenty 1971 die amerikanische Botschaft zu Budapest?
86 G. ADRIÁNYI mehr mit den Angelegenheiten des Landes oder der Erzdiözese Esztergom beschäftigen. Diese Letztere erhält — sede plena — einen Apostli- schen Administrator. Mindszenty: Für die Beibehaltung meiner Eigenschaft als Primas und Erzbischof danke ich dem Hl. Vater herzlich. Mit Freude und Genugtuung entnahm ich den Zeitungen die Nachricht, daß der Hl. Vater dies auch dem ungarischen Außenminister zur Kenntnis brachte. Die Suspendierung der oben genannten Jurisdiktionen nehme ich in Wort („élőszóval”) an, in Schrift soll dies niemand erhalten, auch nicht der neue Apostolische Administrator. Die Suspendierung der Rechte soll nur das Gebiet Ungarn betreffen, das „Pazmaneum” in Wien soll auch namentlich unter meiner Jurisdiktion bleiben. Ich bin gegen die Lösung „sede plena”. Die Angelegenheit soll bleiben, wie sie war im Jahre 1948; genauso impeditus bin ich jetzt 1971, und so bleibe ich auch. Zágon: 2.) Eure Eminenz mögen den jetzigen Aufenthaltsort verlassen, und wenn die Umstände es verlangen, sogar das Land. Im Zusammenhang mit diesem Ortswechsel mögen Eure Eminenz weder in Wort noch in Schrift — z.B. in der Form eines Hirtenbriefes an die Priester und die Gläubigen oder einer Pressemitteilung — eine Erklärung abgeben. Mindszenty: Eine diesbezügliche Entscheidung verlangt von mir eine gründliche Überlegung. Es könnte schwere Auswirkungen in den in- und ausländischen Beziehungen haben. Wenn nach meiner Überlegung meine Entscheidung so lautet, daß ich das Land verlasse, dann halte ich den Aufenthalt im Pazmaneum für den zweckmäßigsten. Ich habe nicht die Absicht, Erklärungen abzugeben. Es ist jedoch selbstverständlich, daß ein Kardinal, der für die Kirche eine lange Gefangenschaft und viel Leiden ertrug, nicht in eine wortlose Versenkung verschwinden kann. Das Interesse der Kirche und auch meine eigene Ehre verlangen, daß die Öffentlichkeit über die Ursachen meines Abganges richtig informiert wird. Zágon: Im Namen des Hl. Stuhles darf ich Eure Eminenz versichern, daß hinsichtlich der richtigen Information der Öffentlichkeit kein Versäumnis Vorkommen wird. Dafür übernehme ich persönlich die Garantie gegenüber Eurer Eminenz. Was die Schwierigkeiten der Entscheidung