Folia Theologica 4. (1993)
Hugo Schwendenwein: Das Theologische Studium zu Maribor in der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie
FOLIA THEOLOGICA 4 (1993) 59 Hugo SCHWENDENWEIN DAS THEOLOGISCHE STUDIUM ZU MARIBOR IN DER ZEIT DER ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE* Der Status der theologischen Studien In der vorliegenden Studie geht es darum, die rechtliche Stellung zu skizzieren, die den theologischen Lehranstalten der Diözesanseminaren in der cisleithanischen Reichshälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie zukam. Auch der heute jubilierenden Theologischen Fakultät von Marburg kam diese Stellung zu, als 1918 die Habsburger-Monarchie erlosch und es hat diese rechtliche Stellung auch im neuen Staatsverband in Jugoslawien nachgewirkt. Die dem Josephinismus und zum Teil auch schon der theresianischen Ära eigene Ingerenz des Staates in das krichli- che Studium hat unter den Nachfolgern Josef II Milderungen erfahren. Die Freiheit, die die Revolution von 1848 brachte, hat auch der Kirche die Möglichkeit der freien Gestaltung ihres Lebens, einschließlich des theologischen Studiums beschert. Dies wirkte sich auch auf die theologischen Fakultäten der staatlichen Universitäten aus. Sicherlich hat man in Österreich auch noch nach 1848 Gesetze, die — zum Teil sogar sehr deutlich — staatskirchenhoheitliche Züge tragen, erlassen, aber was die großen Entwicklungslinien anbelangt, stellt die 1848er Revolution doch eine deutliche Zäsur dar. Bereits 1849 sind die österreichischen Bischöfe zusammengetreten und haben ihre Vorstellungen über das Theologiestudium niedergelegt. Das gleiche geschah nach dem 1855er Konkordat im Jahre 1856. In beiden Fällen hat der Staat die Ergebnisse der Bischofsversammlungen übernommen und in das Gewand staatlicher Verordnungen gekleidet. Diese beiden Verordungen, die erste erging 1850, die zweite 1858, erfuhren zwar im Laufe der Zeit Ergänzungen, bildeten aber die hauptsächlichen GrundlaVortrag, gehalten bei den Jubleumsfeiern in Maribor am 14. 2.1990