Folia Theologica 3. (1992)

Leo Scheffczyk: Zur Unsterblichkeitsproblematik bei Thomas von Aquin

64 L. SCHEFFCZYK mächtigkeit des natürlichen Menschen sei, müsse die Gnadentat der Au­ferstehung gesetzt werden, die entweder im Tode selbst anzunehmen sei oder — nach dem „Ganztod” von Leib und Seele — am Ende der Zeit zu erwarten sei. Der Tod wurde dabei vor allem unter den Gerichtsgedanken gestellt und danach beurteilt. Als Vertreter dieser „Ganztodtheorie” mit Ausblick auf die endzeitliche Auferstehung ist neben W. Eiert besonders P. Althaus34 aufgetreten, der zunächst von einer Vernichtung und einer endzeitlichen Neuschöpfung des ganzen Menschen sprach und damit auch die Unsterblichkeitsvorstel­lung als illegitimen griechischen Einschub ins Christentum ablehnte. Aber interessanterweise revidierte er diese seine ablehnende Stellungnahme in seinen „Retraktationen zur Eschatologie”.35 Die Revision geschah inso­weit, als er erkannte, daß das biblische Denken nirgends gegen den Gedanken eines Fortlebens der Person ankämpfe und eine Affinität zwis­chen biblischem und philosophischem Denken vorhanden sei. Im Anschluß an K. Rahner haben sich aber katholische Theologen der Theorie von der „Auferstehung im Tode” angeschlossen und an die Stelle des Gegensatzes von „Unsterblichkeit” und „Auferstehung” die Einheit beider im Tod gesetzt. Diese Theorie versteht das Sterben oder den Tod, dessen Teilwirkungen schon im Leben präsent sind, als die Vollendung des in Freiheit vollzogenen geschichtlich-personalen Lebens des Men­schen, also nicht nur als Ende der Freiheit, sondern auch als Tat der Vollendung der Freiheit, die sich - allen äußeren Destruktionsphänome­nen zum Trotz - im Menschen überempirisch vollzieht, weil die Freiheit des Menschen auf Endgültigkeit angelegt ist. Darum ist „das Ende des Menschen als Geistperson ... tätige Vollendung von innen, ein aktives Sich-zur-Vollendung-Bringen, das Ergebnis ... des totalen Sich-in-Besitz- Nehmens der Person”.36 Die Subjektivität erlangt hier angeblich ihre Endgültigkeit. Sie muß sich natürlich auch auf die materielle Dimension der Subjektivität auswirken. So bewirkt der Tod auch eine Verendgültigung der Leiblichkeit. Aber auch hier erfährt die Leiblichkeit eine merkwürdige Zurücksetzung. Da sie an 34 P. ALTHAUS, Die letzten Dinge. Lehrbuch der Eschatologie. Gütersloh 1961, 114. 35 Retraktationen zur Eschatologie, in: ThLZ 175 (1950) 253. 36 K. RAHNER, Sacramentum mundiIV, Freiburg 1969, 923 ("Tod").

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