Folia Theologica 3. (1992)

Béla Fila: Teilhard de Chardin und die christliche Eschatalogie

TEILHARD DE CHARDIN 107 die Noogenese und Christogenese miteinander innerlich verbunden sind und einander gegenseitig voraussetzen, kann Teilhard mit Recht behaup­ten, daß Christus über den Tod gesiegt hat. Damit sind wir schon zum Mittelpunkt der christlichen Eschatologie vorgerückt. b) Die Hoffnung In unserem Jahrhundert ist neben der christlichen Hoffnung die sekulari- sierte Gestalt der menschlichen Hoffnung erschienen, deren bedeutendster Vertreter der Marxismus in seinen verschiedenen Variationen und Ablei­tungen ist. Diese Form der Hoffnung sucht die Möglichkeit eines men­schenwürdigen Lebens auf unserer Erde innerhalb der Geschichte und der Evolution. Diese innerweltliche Zukunftserwartung galt Teilhard als eine sehr starke Herausforderung. Diese Hoffnung strebt auf ein irdisches Reich der Menschen ohne die verwandelnde Kraft Gottes. Die marxisti­sche Bestrebung beruft sich gerade auf die Wissenschaft und auf die schöpferische Tätigkeit des Menschen. Teilhard hat diese für den christli­chen Glauben tragische Situation wohl gesehen, und trachtete nach einem Vermittlungsversuch um die Einheit zwischen Natur — Geschichte — Transzendenz wieder herzustellen, und dann diese Ganzheit durchdrin­gend die christliche Hoffnung hindurch eschatologisch zu orientieren. Das grundlegende Ziel der teilhardschen Anstrengungen ist das Hinlenken der Verantwortung der Christen auf die Umgestaltung dieser Welt zur Heimat einer brüderlichen neuen Menschheit. Die christliche Hoffnung schöpft ihre Kräfte aus der letzten Vollendung. Nach Teilhard vermögen der Kosmos in seinem Entwicklungsprozeß und die darin integrierte Menschheit mit ihrer aktiven Evolution nicht von sich aus ihre Vollendung zu erreichen. Es wäre ein Unsinn anzunehmen, daß ein Kosmos und eine Menschheit an sich, und eine Vollendung von sich aus denkbar seien. Gott ist es, deç in Jesus Christus dem Prozeß von Anfang an das Können gibt und ihn zu einer „ultra-humanen” Vollendung führt. Diese Auffassung aber ist mit der christlichen Hoffnung nicht nur verwandt, sondern iden­tisch. Ich möchte hier nur ganz kurz darauf hin weisen, daß mit der Hoffnung die Frage nach der Vergangenheit—Gegenwart—Zukunft eng zusammen­hängt.15 Im Denken von Teilhard de Chardin spielt das Ineinanderdenken 15 TEILHARD DE CHARDIN, La vision du passé, Paris, 1957. - L'avenir de l'homme, Paris, 1959.

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