Folia Theologica 3. (1992)
Béla Fila: Teilhard de Chardin und die christliche Eschatalogie
108 B. FILA der Vergangenheit—Gegenwart—Zukunft Ganzheit eine wichtige Rolle. Dabei kommt der Zukunft im Leben des Menschen und der Welt eine hervorragende Bedeutung zu. Diese Ausrichtung auf die Zukunft, die sie auszeichnet, ist eine der wichtigsten Eigenschaften des teilhardschen Denkens. Natürlich hängen Zukunft und Hoffnung miteinander am engsten zusammen. Dieser Fragekomplex und die betreffenden teilhardschen Einsichten bilden einen unentbehrlichen und entscheidenden Bau-stein für eine künftige umfassende theologische Eschatologie. c) Die Bedeutung der menschlichen Anstrengung Die kosmische Eschatologie behauptet, daß die Materie infolge der Auferstehung des Fleisches in die ewige Bestimmung eingezogen wird. Der christliche Glaube verkündet das Heil des ganzen Menschen, die Auferstehung des Fleisches, und diese setzen eine unmittelbare Verbundenheit zwischen dem Kosmos und dem auferstandenen Menschen voraus. Dabei stellt sich die heikle Frage, welche Wirkung die menschliche Anstrengung und Arbeit für die Vorbereitung zur kosmischen Vollendung ausüben. In dieser heftig umstrittenen Frage meint Teilhard, daß die menschliche Vorbereitung einen mittelbaren Einfluß habe. Besonders die sittlichen Kräfte, vor allem die Macht der Liebe können schon jetzt das Leben menschenwürdig machen, und diese Anstrengung bereitet mittelbar die endgültige Vollendung vor. Teilhard setzt sich für die Humanisierung der Gegebenheiten in der Vollendung des Weltalls ein. Seiner Überzeugung nach öffnet das totale System der Evolution neue Aspekte für die Ausgestaltung des endgültigen Lebens. Wenn man die irdische Geschichte als ein ständiges Hinaufsteigen versteht, dann folgt daraus, daß der Mensch durch die tiefere Humanisierung der Strukturen und durch das Konzentrieren der Noossphäre in die Nähe der Parusie Vordringen kann. In diesem Zusammenhang spricht Teilhard von der „scintillae parusiae”.16 Die die endliche Vollendung der Welt vorbereitende evolutive Bewegung entscheidet sich in der Alternative „entweder Katastrophe oder Vollendung” für dem letztere. Die Noogenese und die Christogenese bereiten das Erreichen des Omega-Punktes vor. Die „scintillae parusiae” zeigen sich in dem Augen-blick an, wenn der menschliche Evolutionsprozeß in der letzten Phase ankommt. Der kritische Punkt des menschlichen Reifens fällt mit dem der Parusie zusammen, meint Teilhard. Die „scintilla paru16 TEILHARD DE CHARDIN, Le Milieu Diinn, Paris, 1957.