Folia Theologica 3. (1992)

Béla Fila: Teilhard de Chardin und die christliche Eschatalogie

106 B. FILA Bedeutung des Todes beschäftigen. Der Tod spielt eine zentrale Rolle in seiner intellektuellen Reflexion. Schon in seinen, während dem Krieg — „in der Nacht des Krieges” — verfaßten Schriften, blitzt ihm auf, daß der Tod ein „herrliches Emporsteigen” bedeutet, in dem die Elemente des irdischen Lebens eine endgültige Einheit erreichen.13 Auch beschäftigt (und vermeintlich: beunruhigt) ihn die Angst der Eingeschlossenheit. Wenn der Mensch sein Dasein als ein Abgeschlossenes verstünde, das end­gültig in einer immanenten Welt eingeschlossen wäre, die keine Ausgänge mehr hätte, dann würde sich die Triebkraft der Evolution entspannen, und damit wäre die Evolution selbst in der menschlichen Phase unmöglich, weil der Mensch in eine endgültige und definitive Isoliertheit verfiele. Findet der Tod keinen endgültigen Ausgang, so hört jene spezifische und integrierende Anstrengung auf, die die Evolution entscheidend leitet. Von seinem christlichen Glauben inspiriert, ist Teilhard überzeugt, daß es einen erlösenden Ausgang gibt, der sich zum endgültigen und mit Herr­lichkeit erfüllten Leben öffnet. Im Verständnis Teilhards ist der Tod ein organischer Übergang aus dem materiellen Raum in den Geistlichen, aus dem Sichtbaren in den Unsicht­baren. Der Punkt Omega bezeichnet die Wirklichkeit des lebendigen Gottes, und daher ist es ein Unsinn, einen totalen Tod anzunehmen. Doch ist es unleugbar, daß Teilhard in der Frage des auf den Tod bezogenen Verhältnisses zwischen dem Einzelnen und der Gattung auf un­überwindliche Schwierigkeiten stößt. Aus diesen Schwierigkeiten kommt man nur mit Hilfe des christlichen Glaubens heraus, weil der Glaube verbürgt, daß es letztlich einen Ausgang zum Leben gibt. Alle anderen räumlichen und zeitlichen Befreiungen vom Tode sind nur Schwärmerei­en. Nur aufgrund des gesicherten Zusammenhanges von Wissenschaft und Glaube vermag der Mensch über die Schicksalhaftigkeit des Todes hinaus­zugehen, indem sein Geist im Herz der Welt einen Ausweg findet. Teilhard ist davon tief überzeugt, daß die Welt einen Mittelpunkt in sich birgt, zu dem sich jede evolutive Transfomation richtet. Dieser Mittelpunkt ist das endgültige Leben, das sich im Herzen der Welt verbirgt. Von nun an verwandeln sich die Überlegungen von Teilhard in Meditation.14 Indem 13 TEILHARD DE CHARDIN, Genese d'une pensée. Lettres 1914-1919, Paris, 1961. 14 TEILHARD DE CHARDIN, Le Milieu Divin, Paris, 1957. -L'energie humaine, Paris, 1962. - Science et Crist, Paris, 1965. - Écrits du temps de la guerre (1916-1919), Paris, 1965.

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