Folia Theologica 2. (1991)

László Boda: Aspekte zur Theologie der Selbstverwirklichung

SELBSTVERWIRKLICHUNG 89 Aspekte der Bibel und der Theologie Man sagt, dass die Bibel nichts über „Selbstverwirklichung” spricht, dass sie dieses Wort nicht kennt. Das ist aber kein Argument gegen die Inte­gration des Wortes. Einerseits wird in der Bibel die Herztransplantation auch nicht erwähnt (höchstens im symbolischen Sinn), andererseits gibt es Beispiele, dass die heiligen Autoren aus der griechischen Philosophie — ein ähnliches Verfahren — verschiedene Termini annehmen (z.B. das Wort „Logos” bei Johannes). Solche Praxis wurde auch im Bereich der christlichen Theologie akzeptiert und eingeführt (z. B. bei Thomas von Aquin). Kein Zweifel, dass die Heilige Schrift mehrmals auf die entwickelnde Personenwerdung hinweist und nennt sie „Vollkommenheit” (Gen 17, 1; Ps 119; Math 19, 21). Bei Apostel Paulus gibt es einen besonders wichti­gen Satz: „damit wir zum vollkommenen Menschen werden” (Eph 4, 13). Das ist auch nicht etwas Nebensächliches, dass das Opferlamm im Alten Testament „einjährig” und „makellos” sein sollte (Num 28, 9), worauf Harvey Cox aufmerksam macht. In Verbindung mit Christo wird auch im Neuen Testament darauf hingeweisen (1 Petrus 1,19). Jesus Christus, „das Lamm Gottes” wurde also in der Ganzheit seiner biologisch, psycholo­gisch und geistig schon verwirklichten menschlichen Persönlichkeit unser „Opferlamm”. Auf dem Gebiet der Dogmatik führen die Fäden der Forschung zur Chris­tologie und zur Eschatologie. Im theologischen Sinne kann die Selbstver­wirklichung nur als ein in Christus eingeimpftes Dasein des Menschen interpretiert werden. Von diesem Aspekt aus ist eine bei Apostel Paulus oft gebrauchte Ausdrucksform „in Christo” von entscheindender Bedeu­tung.12 Dieser Ausdruck inspiriert die theologische Ergänzung des Wortes in der Dimension des Heils als „Selbstverwirklichung in Christo”. So können wir verstehen, dass die authentische „Verwirklichung” des Men­schen im christlichen Sinne nur im Heil fassbar ist. Der paulinische Ausdruck „in Christo” eliminiert also alle störenden Assoziationen der 12 Vgl. darüber detailliert: BODA, L. Önmegvalósítás Krisztusban (Selbstver­wirklichung in Christo), in Teológia 12 (1978) 220. — Die Grundidee des Aufsatzes ist, dass der Christ sich selbst „in Christo” für andere verwirklichen soll (Vgl. Rom 6, 3; 8, 1; 12, 4; 1 Kor 12, 27; Gal 3, 27 u. a.)

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