Folia Theologica 1. (1990)
Béla Fila: Die Geschichtlichkeit als theologisches Problem - in Auseinandersetzung mit M. Heidegger
DIE GESCHICHTLICHKEIT 39 und Ausgleichung, darüber hinaus aber auch ein grundlegender Gegensatz verbirgt. Im folgenden soll also das theologische Problem der Geschichtlichkeit in den denkerischen Weg von Martin Heidegger gestellt werden um dadurch die Gefahr bewusst zu machen, die dann entsteht, wenn sich das theologische Anliegen und die heideggersche Konzeption nicht angemessen ineinander hineinfügen. Das Vermessen des Verhältnisses, d. h. das Fehlen der Angemessenheit kann allzu leicht dahinführen, dass die Theologie auf Irrwege geriet, wo sie als Magd der Offenbarung wiederum verschiedenen Gefahren ausgesetzt wird. Es sind konkrete Andeutungen aufzufinden, um die Verbindung beider Positionen nachzuweisen. Es ist eine unbezweifelbare Tatsache, dass Heidegger von der katholischen Theologie beeinflusst gewesen war. Im Jahr 1953 hat er sich selber geäussert, dass aus seinem theologischen Studium die Hermeneutik, d. h. das Verhältnis zwischen Wort Gottes und der spekulativen Reflexion auf sein Denken entscheidende Wirkung ausgeübt hat. Er behauptet: "Ohne diese theologische Herkunft wäre ich nie auf den Weg des Denkens gelangt. Herkunft aber bleibt stets Zukunft”15. Es ist beachtenswert, dass Heidegger hier nicht nur von der Herkunft, sondern auch von der Zukunft spricht. Der denkerische Weg Heideggers ist ohne den Einfluss der Theologie undenkbar. In der Tat gibt es eine eigentümliche Beziehung zwischen Heidegger und der Theologie. Heidegger hat in seinem ganzen Leben mit regem Interesse die Theologie beachtet, zugleich aber hat er gegen sie ein entschlossenes Misstrauen gehabt. Er hat seine denkerische Autonomie für wichtig und anabdingbar gehalten. Er scheint mit Entschlossenheit protestiert zu haben, dagegen, dass seine Gedanken ohne weiteres Bedenken in der Theologie einfach angewandt werden.16 Dennoch ist es merkwürdig, dass in der katholischen Theologie eine auffallende Heidegger-Rezeption zu beobachten ist (M. Müller, K. Rahner, J. B. Lotz und andere). Manche Theologen bekennen sich als 15. M. HEIDEGGER, Unterwegs zur Sprache, Tübingen, 1959. S. 96. 16. O. PÖGGELER, Der Denkweg M. Heideggers, Tübingen, 1963. S. 261-267.