Folia Theologica 1. (1990)

Béla Fila: Die Geschichtlichkeit als theologisches Problem - in Auseinandersetzung mit M. Heidegger

40 B. FILA Schüler von ihm, deren Theologie grundlegend von dem heidegger- schen Denken bestimmt ist. So besteht zwischen Heidegger und der Theologie eine schweigende, sich verbergende und taktvolle innere Be­ziehung.17 Gewiss darf man sagen, dass Heidegger die Aufmerksamkeit der katholischen Theologen auf die ihnen von innen her wichtigsten Fragen gelenkt hat. Wo begegnen und einigen sich die Wege der Theologie und die von Hei­degger? Die Antwort auf diese Frage lautet: Der Philosoph und der Theo­loge gehen auf demselben Weg, wenn es um Abwehr grosser Gefahren geht. Relativismus, Haltlosigkeit, Indifferentismus entstehen leicht, wo es sich um Geschichtlichkeit handelt. Auf der anderen Seite aber nur eine angemessene und richtige Interpretation der Geschichtlichkeit vermag zu behindern, dass man in ein vorgeschichtliches, naturhaftes Denken zu­rückfalle, wo der vorbestimmte Ablauf der Geschehen und die starren Wesen der Dinge das alles entscheidende sind. Die andere wesentliche Aufgabe ist die Beseitigung der Absolutseztung des Gschichte. Die Flucht aus der Geschichte ist nämlich genauso gefährlich und illusionisch, wie das Sichverlieren darin. Die Theologie und Heidegger gehen auf einem gemeinsamen Weg, indem sie die aus der Geschichtlichkeit erwachsenden Grundfragen ernst nehmen. Was bedeutet der Theologie dann die denke­rische Nähe von Martin Heidegger? Die Hauptfrage der Theologie von heute ist, wie sie ihre Universität trotz der aufdrängenden und wohl tief verwirenden Pluralität unserer Zeit bewahren kann? Wie kann sie wirklich pluralistisch, also nicht nur etwa oberflächlich mehrfarbig sein, ohne dass sie dabei ihre innere Einheit verliere? Wie kann sie fähig sein, ihre Identität im heutigen "Sturm und Drang", unter dem Druck der geschichtlichen Differenzen und Differenzierungen zu bewahren, zu sich selbst verantwortlich und gleichzeitig zu ihrem Herrn getreu zu bleiben, ohne dass sie für diese Welt, mit der wir zu tun’haben, stumm oder schöner gesagt wortlos zu werden: Das Wort hat sie ja schon, es fehlt nur — die Sprache... 17. R. SCHÄFLER, Die Wechselbeziehungen zwischen Philosophie und katholi­scher Theologie, Darmstadt, 1980. S. 229-265.

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