Folia Theologica 1. (1990)
Béla Fila: Die Geschichtlichkeit als theologisches Problem - in Auseinandersetzung mit M. Heidegger
DIE GESCHICHTLICHKEIT 37 christlichen Glaubens, daher könne sie nur Bestand haben, wenn sie mit dem Ganzen des Christentums als dessen Repräsentant in einem inneren Zusammenhang bleibe. Nun aber ist das Christentum im wesentlichen ein geschichtliches Vorkommnis, und zwar so, dass es jeweils das sich seinerseits geschichtlich wandelnde Selbstbewusstsein der Geschichte repräsentiere. Sollte also der christliche Glaube grundlegend etwas Geschichtliches sein, dann hängt sein Verständnis davon ab, was das Christentum zu einem ursprünglich geschichtlichem Ereignis werden lässt: Das ist die "Christlichkeit". Das Vorliegende (Positum) für die Theologie sei also die Christlichkeit. Was bedeutet aber Christlichkeit? Das, was in der Geschichte als Christliches offenbart wurde. Das aber, was auf diese Weise enthüllt und offenbart ist, kann nur im Glauben begriffen werden. Das Wesen des eigentlichen Christlichen ist also das im Glauben begriffenes und angeeignetes Geschehen. Im Glauben geht es um das Erscheinen Christi innerhalb der menschlichen Geschichte. Nach Heidegger sei die Wissenschaftlichkeit der Theologie in dieser spezifischen Positivität des Glaubens begründet. In seiner geistreichen Analyse legt er den inneren Zusammenhang zwischen dem Glaubenden, dem Geglaubten und der Gläubigkeit frei. Aus der Analyse tritt dann die glaubende Existenz als die eigentümlichste Weise der geschichtlichen Existenz des Menschen hervor. Soll im nächsten Schritt die christliche Existenz auf begriffliche Ebene gebracht und so ausdrücklich und thematisch ausgelegt werden, dann rückt der Begriff "Geschichtlichkeit" in den Mittelpunkt, weil in der Theologie, als begriffliche Interprätation der christlichen Existenz verstanden, "alle Begriffe ihrem Gehalte nach einen wesenhaften Bezug auf das christliche Geschehen als solches haben!' 11 Sogar kann man so formulieren: "Je historischer die Theologie ist, je unmittelbarer sie die Geschichtlichkeit des Glaubens zu Wort und Begriff bringt, desto ‘systematischer“ ist sie..."11 12 Im dritten Teil seiner Ausführungen untersucht Heidegger das Verhältnis der Theologie zur Philosophie. Sollen das spezifische Wassein 11. M. HEIDEGGER, Phänomenologie und Theologie, Frankfurt am Main, 1970. S.23. 12. Ebd.S. 24.