Folia Theologica 1. (1990)

László Vanyó: Die Christologia des Gregor von Nyssa als Mittelweg zwischen Antiochien und Alexandrien

DIE CHRISTOLOGIE DES GREGORS VON NYSSA 113 Ohne den freiwilligen Charakter des Erlösungswerkes wäre die Ver­mittlung der Erlösungsgnade nach Gregor nicht vorstellbar. Diese Gnade ist nicht einfach mit der Freiheit der menschlichen Natur zu identifizieren, sondern sie ist vom Vater zur freien Annahme des Men­schen angeboten, wie das Beispiel Christi gezeigt hat. Die Nachvoll­ziehbarkeit des Heilswerkes des menschgewordenen Logos versichert die Vermittlung der Gnade. "Darum sterben wir mit dem für uns Ge­storbenen zusammen, und ich spreche nicht von dem gemeinen und un­ausweichlichen Tod unserer Natur, der ankommt, wenn wir auch nicht wollen. Weil wir mit dem sich freiwillig dem Tode Hingebenden sterben sollen, war die Erfindung des freiwilligen Todes notwendig. Die Nachahmung des Freiwilligen geschieht nicht durch das Zwangs- mässige".23 Gregor spricht von der Taufe. An einigen Gregor-Texten wollte der Aufsatz die Eigentümlichkeiten seiner christologischen Ansichten veranschaulichen. Der vor dem Antirr- heticus geschriebene Brief an Theophil lässt schon erkennen, dass gewisse frühere Ansätze Gregors als antiapollinarische "Angriffe" aufgefasst wurden, darum wurde er mit der Häresie der "Doppelsohnschaft" und der "Unterscheidungschristologie" verdächtigt. Gregor hat die Vermittlung der Eigenschaften angenommen, die er doch im vollen Sinne auf den ver­herrlichten Christus angewendet hat. Die physische Einigung hat er abge­lehnt, die Menschwerdung des Logos wollte er nicht auf das Moment der Incarnation einengen, sondern er hat sie auf das Menschenleben Jesu aus­gedehnt, deren Höhepunkt in der Auferstehung zu betrachten ist. Die In­carnation und Menschwerdung ist die Folge des göttlichen Willens und nicht der Natur, sie ist als Energeia des Logos zu verstehen, die von jeder Notwendigkeit und Zwangsmässigkeit frei ist. Die Betonung der Ökono­mie und die Heraushebung der freiwilligen Momenten im Vorgang der In­carnation prägen gewissen antiochenischen Charakter den Ansichten Gregors auf. Dieser "Antiochenismus" ist nicht die Folge einer bewusst gewählter Terminologie. Die Terminologie hat keine besondere Be­deutung bei Gregor, obwohl er mit dem Gebrauch von solchen Aus­drücken wie "rj aXrjdrja re Kai aàiaipexoo evœoio "rj Jtpoo tov Qeov ovvatpe'ia" "axcopi&Too r] jxpoo tov Geov evcooio",23 24 Khalkedon voraus­23. GNO III,1 S. 226, 27. 24. GNO III,1 S. 128, 2-4; 224, 20-25.

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