Folia Theologica 1. (1990)

László Vanyó: Die Christologia des Gregor von Nyssa als Mittelweg zwischen Antiochien und Alexandrien

DIE CHRISTOLOGIE DES GREGORS VON NYSSA 101 untersucht.2 In den christologischen Streitigkeiten könnte Gregor nicht auf den Nachlass des Basileios zurückgreifen, weil die diesbezüg­liche zu allgemeine Äusserungen seines Bruders in der Polemik mit Apollinaris keine Wirksamkeit gehabt hätten. Ausgerüstet mit den Geistesgüter des origeneischen Erbes hat sich Gregor angesichts des nizänischen Dogmas in der Strömung entgegengesetzten theologischen Richtungen gefunden.3 Gegen den Neuarianer Eunomios hat er seine negative Theologie ausgearbeitet, die zum Niederbrechen der uner­messlichen Ansprüche dieser natürlichen Gotteserkenntnis auf die Er­fassung des göttlichen Wesens geeignet schien, nur könnte es endlich sehr weniges vom Gott aussagen. Diese Theologie hat die Transzendez des Logos betont. In den antiapollinaristischen Schriften entwarf Gregor eine positive, ökonomisch orientierte Theologie, die die Men­schwerdung als Immanenz des göttlichen Logos im geschöpflichen Bereich in den Mittelpunkt stellte. Die negative und positive Theolo­gie schliessen sich zu einem Ganzen im Denken des Nysseners zu­sammen. Er hat grosses Gewicht auf die Bewahrung und Unantastbarkeit der göttlichen Ousia wie auch auf die Transzendenz des Logos-Sohnes gelegt, zugleich wollte Gregor auch die Vermittel- barkeit des göttlichen Lebens versichern. Seine diesbezügliche Bestre­bungen sind am klarsten in dem Brief an Theophil und in der Widerlegung des Apollinaris (Adversus Apolinarium) zusammenge­fasst.4 Der Brief an Theophil ist eine Apologie, die wahrscheinlich im Jahre der Bischofsweihe des Alexandriners, 385 verfasst wurde. Die 2. J. LENZ: Jesus Christus nach der Lehre des hl. Gregor von Nyssa, Trier, 1925; A. LIESKE: Die Theologie des Christusmystik Gregors von Nyssa, in Zeitschrift fürkath. Theologie 70, 1948, 43-93; 129-168; 315-340; J.-B. BOUCHET: Le vocabulaire de l’union et du rapport des natures chez Saint Grégoire de Nysse, Revue Thomist, Octobre-Decembre 1968, 533-582; A GRILLMEIER: Christ in Christian Traditon, London, 12. Ed. 1975,367-77. Sehr lehrreich sind die Drei Christologische Untersuchungen von L. ABRAMOWSKI (Beiheft zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 45, Berlin, 1981). P. MARAVAL: La lettre 3 de Grégoire de Nysse dans le débat christologique, Revue de Sciences Religienses 61, 1-2, 1987, 74-89., liefert wertvolle Beiträge. 3. R. HÜBNER: Die Einheit des Leibes Christi bei Gregor von Nyssa, Leiden, 1974, S.3. 4. Gregorii Nysseni Opera, Opera dogmatica minora III, 1, Ed. F. Mueller, Leiden, 1958.

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