Folia Theologica et Canonica 11. 33/25 (2022)

Sacra theologia

INTERPRETATIONSMÖGLICHKEITEN DES VERHÄLTNISSES... 93 ganz anders ist als wir26. Sie umfasst alles, was existiert, ohne von etwas ande­rem umfasst zu werden. Das ist die Existenz selbst. Die Möglichkeiten der Umgreifende können sein- Erstens „Dasein“, die die Möglichkeit der Existenz ist. Bedeutung in der Welt um ihn herum, in die alles eintreten muss, um für den Einzelnen real zu werden.- Zweitens: „Bewusstsein überhaupt“, allgemeines Bewusstsein, insofern als für uns die objektive Existenz Teil unseres Bewusstseins ist. Auf die­ser Ebene ist es wichtig, dass wir erkennen, dass wir die Welt in und durch Gedanken transzendieren.- Drittens: „Geist“, insofern als das geistige Leben in uns zu den Ideen ge­hört, die dem Ganzen und dem Intellekt zugrunde liegen. Im Dasein, im Bewusstsein überhaupt und im Geist sind wir Welt27. In diesen Formen erscheint uns die Umgreifende (empirisch) in angemessener Weise. Der Mensch ist auch Existenz in seiner Freiheit. Sie liegt jenseits der empi­risch objektivierten Existenz, jenseits des Bewusstseins und des Geistes als Ganzes. Sie manifestiert sich in der Unzufriedenheit des Menschen mit sich selbst, in der Unbedingtheit, der er sein Sein unterwirft, und im Drang zu Ei­nen, wobei der Mensch eine Einheit anstrebt, die nur dem Sein geschuldet ist. Sie manifestiert sich in einer Art Erinnerumg, die unserem kollektiven Wissen über die Schöpfung entspricht, aber auch in einem Bewusstsein der Unsterb­lichkeit, das uns über die Zeit zu erheben scheint. Der philosophische Glaube spürt auch seine eigene Verletzlichkeit, seine eigene Ungewissheit und seine eigene Schutzlosigkeit. „Die Glaube zieht sich zurück auf ein Minimum an der Grenze des Unglaubens, und von da schlägt es rum aus der Punktualität ins Weite“28. Diese philosophia perennis, in dem Sinne, dass sie in dieser Welt nie entwickelt wurde und nicht entwickelt werden kann, ist dennoch in der Idee des Philosophierens ständig präsent29. Der philosophische Glaube, als fides qua creditur, ist durch das oben Ge­sagte gekennzeichnet. Wir müssen sie aber auch als fides quae creditur be­zeichnen, die Jaspers mit den folgenden Glaubensartikeln beschreibt:- Gott ist.- Es gibt die unbedingte Forderung.- Die Welt hat ein verschwindendes Dasein zwischen Gott und Existenz. 26 Jaspers, K., Die philosophische Glaube, 17. 27 Ibid. 18. 28 Vgl. Ibid. 23. 29 Vgl. Ibid. 23.

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