Folia Theologica et Canonica 10. 32/24 (2021)

Sacra theologia

DAS JUDENTUM UND DAS VOLK ISRAEL IN DER THEOLOGIE VON YVES CONGAR 27 und dem Volk Israel sowie die Auswirkung dieser Beziehung auf die zwischen­menschlichen Beziehungen besonders beschäftigten. Daher stellen die Frage des Dialogs und das Gotteserlebnis Israels zentrale Aspekte des Werks von Buber dar. Dabei lässt sich die Auswirkung der Denkweise Bubers auf Congar entdecken. II. Die Grundidee der Theologie von Congar Um die congarsche Theologie zum interreligiösen Dialog verstehen zu können und das dialogische Christentum im Sinne von Buber näher kennenzulemen, sollen an dieser Stelle zwei Grundgedanken hervorgehoben werden. 1. Der engagierte Wegbereiter Nemeshegyi schenkt rege Aufmerksamkeit der Theologie von Congar. Seine Erkenntnisse liefern weitere Anregungen zur vorliegenden Untersuchung: Yves Congar war wahrhaftig nicht nur ein tief gläubiger, selbstloser und hundert pro­­zentig ehrlicher Christ, sondern wir können ihn als einen der größten Theologen des letzten Jahrhunderts bezeichnen. Vielleicht hat niemand so viel wegen der theologi­schen Ansichten gelitten wie er, weil er mit ihnen den Lehren des Zweiten Vatikani­schen Konzils voranging. Dies hatte die Missbilligung der kirchlichen Führung in Rom zur Folge. Es gab jedoch wenige Theologen, deren Wirken einen so starken Einfluss auf die Dokumente des Konzils ausgeübt hätten, wie das Wirken von Con­gar.16 Es soll auf diese Parallele hingewiesen werden. Die Theologie von Congar geht aus einem tiefen personalen Dialog aus: Gott spricht sein Volk an. Dieses Volk ist jedoch nicht nur die jüdische Nation, die in der Gewissheit der Aus­­erwähltheit lebt, sondern es umfasst - infolge der weltweiten Ausbreitung der Erlösung - alle getauften Menschen, sogar alle Menschen. Darin besteht die neue Herangehensweise des Zweiten Vatikanischen Konzils. Bei der Ich-Du- Beziehung geht es für Gott nicht dämm, dass er nur den Einzelmenschen an­spricht, sondern dämm, dass er nach einer persönlichen, tiefen und intensiven Beziehung mit den Menschen strebt. Aus der Kommunikation von Gott mit uns folgt, dass wir auch miteinander kommunizieren sollen. Auf dieser Be­hauptung basiert die Denkweise von Congar, die auf Martin Buber zurück­16 Nemeshegyi, P. Yves Congar, in Vigilia LXXIX (2014/11) 810, in https://vigilia.hu/regihonlap/ 2004/11 /nemeshegyi.htm (04.11.2019) [deutsche Übersetzung von mir].

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